Text: Christian Hanke | Foto: Sinje Hasheider
Leseprobe im Ohnsorg Studio: Die Schauspieler der jüngsten Produktion „Goot gegen Noordwind“ kommen mit Textbuch auf die zweigeteilte Bühne, zwei sich gegenüberliegende Treppenpodeste. Sie lesen den Text mit Regieanweisungen. Irgendwann stößt Birte Kretschmer einen Fluch op platt aus. Ihr Kollege Holger Dexne versteht, fällt bald mit ein in das Niederdeutsche. „Goot gegen Noordwind“, die plattdeutsche Version der viel gespielten E-Mail-Liebesgeschichte „Gut gegen Nordwind“ nach dem Roman von Daniel Glattauer, kommt in Fahrt.
Geschickt hat Regisseurin Andrea Udl diesen Einstieg über das Hochdeutsche und die Schilderung der Situation gewählt. Das ist Programm im Ohnsorg-Studio: Neugierige aufs Niederdeutsche nicht gleich mit Platt pur zu verschrecken.
Nun entwickelt sich die Liebesgeschichte zwischen der Website-Gestalterin Emmi Rothner und dem Kommunikationswissenschaftler Leo Leike. Sie landet durch einen Tippfehler auf Leikes E-Mail-Adresse, worauf sich ein intensiver E-Mail-Verkehr zwischen den beiden entspinnt. Und es wird mehr als das. Emmi und Leo können bald gar nicht mehr ohne die und den andere(n), obwohl sie weder miteinander gesprochen noch sich je gesehen haben. Liebe nur durch den weltweiten Äther, der realen Entfernung zum Trotz. Im kleinen Ohnsorg-Studio erhält sie die Chance, ihre intime Intensität zu entfalten. Im Gegenüber, nur wenige Schritte voneinander entfernt, spielen Birte Kretschmer und Holger Dexne die beiden Mail-Liebenden mit viel Lust, Spaß und Kraft, entwickeln ein anrührendes Kammerspiel, das im besten Sinne unterhält. Am Ende sitzen sie sich sogar direkt gegenüber, wie in einem Café.
Birte Kretschmer begeistert als impulsive, offenherzige Emmi, Holger Dexne als analytisch vorgehender, schlagfertiger, aber nicht minder emotionaler Leo in d e r Lovestory des E-Mail-Zeitalters: Große Liebe mit Raum für viel Fantasie.
Aufführungen bis 5.7. im Ohnsorg-Studio