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Les Troyens

Staatsoper Hamburg
Les Troyens

Opfer des tödlichen Blutstroms: Cassandre (Catherine Naglestad)

Text: Sören Ingwersen | Foto: Hans Jörg Michel

Hector Berliozʼ Opern-Ungetüm „Les Troyens“ – viele halten es für unspielbar: fünfeinhalb Stunden ohne stringente Dramaturgie und mit vielen Monumental-Arien, die Sängern wie Zuhörern großes Durchhaltevermögen abverlangen. An der Staatsoper gelingt es, dieses Ungetüm zu zähmen. Regisseur Michael Thalheimer erzählt die Geschichte, die mit der Eroberung Trojas beginnt, in rund drei Stunden. Chor und Sänger agieren meist in statischer Pose in einem holzgetäfelten Raum, auf dessen schwenkbarer Rückwand sich wiederholt Ströme von Blut ergießen. Der neue Generalmusikdirektor Kent Nagano beweist bei seiner Antrittspremiere äußerstes Feingefühl für differenzierte Klangfarben und dirigiert seine bestens aufgelegten Philharmoniker rührig und kurssicher, in dynamisch vorbildlicher Balance mit dem Sängerstimmen. Während der Applaus für die Regie verhaltener ausfiel, wurden Nagano und das fast durchweg hervorragende Sängerensemble frenetisch gefeiert. Zwar wirkte Tenor Torsten Kerl als ein mit der französischen Aussprache hadernder Enée recht blass, dagegen gab Catherine Naglestad eine geradezu bezwingende Cassandre ab. Unangefochtener Star des Abends: Elena Zhidkova, die eine von widerstreitenden Gefühlen zerrissene Dido mit ihrem Mezzosopran derart zum Glühen brachte, dass einem der Atem stockte. Mit Troja wurde an diesem Abend auch das Hamburger Publikum im Sturm erobert.

Weitere Aufführungen: 23.9., 20 Uhr, 26.9. u. 1.10., 19 Uhr, 4.10., 15 Uhr, 9.10. u. 14.10., 19 Uhr
Staatsoper Hamburg

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