Highlight / Kritik / Schauspiel

Richard 2.

Thalia Theater
Richard II.

Veit Schubert als Bolingbroke (l.) und Manfred Karge als York

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Monika Rittershaus

Drei Stunden Shakespeare – und keine Minute zu lang! Mit der Anwesenheit „Richard II.“ beim diesjährigen Hamburger Theaterfestival gelang Intendant Nikolaus Besch ein echter Coup: Die fünf Jahre alte Inszenierung von Claus Peymann mit Schauspielern seines Berliner Ensembles und solchen vom Burgtheater Wien ist eine Sternstunde des Theaters.

Die zunächst gar nicht beginnen wollte: Zwanzig Minuten später als geplant trat Regisseur Peymann auf die offene Bühne: „Ich soll mich für die Verspätung entschuldigen!“ Was er wenig überzeugt tat, denn für ihn sei „Pünktlichkeit nicht wichtiger als Kunst …“ Die Buhs des verärgerten Publikums perlten an ihm ab.

Dann die Entschädigung: Eine magische Welt in schwarz-weiß (beeindruckendes Bühnenbild: Achim Freyer), so gegensätzlich und unversöhnlich wie die erbitterten Gegner um den englischen Königsstuhl. Richard II. züchtet durch ein ungerechtes Urteil einen Feind heran; der rebelliert, sammelt eine große Gefolgschaft und stößt den ungeliebten Herrscher schließlich vom Thron – nur um ein weiteres Schreckensimperium zu errichten. Michael Maertens in der Titelrolle und Veit Schubert als sein Gegenspieler Bolingbroke liefern sich ein grandioses, perfides Duell. Dabei spielen Shakespeares Wortgefechte die Hauptrolle, von Thomas Brasch schlichtweg genial aus dem Alt-Englischen neu ins Deutsche übersetzt – seine gereimte, poetische und dennoch klare Sprache trifft mitten ins Herz. Von machtgierigen Herrschern über willige Mitläufer bis zu skrupellosen Handlangern sind einige menschliche Prototypen schillernd skizziert – und Ähnlichkeiten mit heute lebenden Personen keineswegs rein zufällig.

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