Text: Christian Hanke / Foto: Oliver Fantitsch
Ginny und Greg lieben sich seit einem Monat, alles ist noch frisch und strahlend. Doch Ginny verheimlicht Greg einiges: Die vielen Blumen, die sie bekommt, die Anrufe und die Briefe machen Greg misstrauisch. Bei Sheila und Philip, einem älteren Paar aus der Provinz, gehört das Misstrauen schon lange zum Alltag. Alle vier verbreiten „Halbe Wahrheiten“ oder nehmen sie auf und ziehen daraus falsche Schlüsse. Alan Ayckbourn schaffte mit seiner Komödie 1965 den Durchbruch als erfolgreicher Dramatiker.
„Halbe Wahrheiten“, nun in der Regie von Hubertus Meyer-Burckhardt am Ernst Deutsch Theater zu sehen, fasziniert mit Verwechslungen und Irritationen, die sich folgerichtig aus eben diesen ergeben, und mit bestem Dialogwitz.
Ginny gibt vor, zu ihren Eltern fahren zu wollen, Greg möchte mit, doch Ginny ist strikt dagegen. Greg fährt heimlich dennoch und trifft auf Sheila und Philip – und der Irrwitz nimmt seinen Lauf. Die Komödie ist bei den vier Schauspielern in guten Händen. Tobias van Dieken bringt als geradlinig-naiver Greg den meisten Schwung in die Geschichte.
Auf eine Hauswand in der ersten Szene, durch deren Fenster man Ginny und Greg agieren sieht, und allerlei Projektionen bis hin zu einem einfahrenden Zug, in den Greg einsteigt, hätte Meyer-Burckhardt allerdings gern verzichten können. Diese Effekte bescheren allenfalls Unruhe, lenken von der fein geschliffenen Sprache des jungen Paares ab. Wie wohltuend entwickelt sich dagegen eine Szene von Sheila und Philip, ganz konzentriert auf die pointierten Dialoge der Schauspieler.
Aufführungen bis 9.1.16, Ernst Deutsch Theater