Text: Christian Hanke / Foto: Oliver Fantitsch
Zwei Sessel zum Hineinsinken auf einem Rund, dahinter in einem die ganze Höhe der Bühne ausfüllenden Film eine Frau und ein Mann – ratlos wartend. Es sind Joana und Valentin, gespielt von Elisabeth Lanz und Christoph Tomanek, vor Beginn der Komödie „Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer, dem Erfolgsautor von „Gut gegen Nordwind“. In Rüdiger Hentzschels Inszenierung wird das Publikum erst einmal auf die nächsten 130 Minuten eingestimmt, auf eine Komödie um die Tücken der Ehe und der Psychotherapie.
Joana und Valentin nehmen in den Sesseln Platz. Sie haben eine Paartherapie gebucht, weil ihr Ehealltag nur noch aus Streit und Kampfeslust besteht. Ihr Berater, verkörpert von Peter Prager, tritt auf, befragt sie, lässt sie Spiele spielen. Die Situation scheint klar: Hier der souverän leitende Psychotherapeut, dort die heillos zerstrittenen, bemitleidenswerten Eheleute, die sich ihr Unglück mit viel gegenseitigem Unverständnis auch selbst zuzuschreiben haben. Man lacht über sie (geschieht ihnen recht!), doch die eine oder der andere wird bekannte Situationen wieder erkennen.
Nach der Pause ein ganz anderes Bild: Der vorher so souveräne Therapieleiter wirkt konfus und scheint überhaupt nicht mehr Herr der Lage zu sein, fragt seine Klienten, ob sie sich nicht lieber trennen wollen. Joana und Valentin reagieren zunächst empört, dann überwiegt das Mitleid und sie versuchen, ihrem Berater zu helfen … dabei entdeckten sie, was sie verbindet und kommen sich wieder näher. Dagegen liegt die vermeintlich perfekte Beziehung des Psychotherapeuten und seiner Frau offenbar in Scherben. Oder ist alles nur ein Spiel?
Glattauers raffinierte Komödie seziert auf unterhaltsame Weise Beziehungsprobleme. Hentzschel, der schon Glattauers Hit „Gut gegen Nordwind“ hier inszenierte, hat drei sehr gute Schauspieler zur Verfügung, die „Die Wunderübung“ im exzellenten Dreiklang zu servieren wissen. Das Premierenpublikum sparte nicht mit Zwischenapplaus und lachte herzhaft, auch über sich selbst?
Aufführungen bis 13.3., Komödie Winterhuder Fährhaus