Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Oliver Fantitsch
Ein ganzes Leben an einem Abend: Vor den Augen der Zuschauer vollzieht sich Zeugung, Kindheit, Karriere und Altern eines skrupellosen Aufsteigers – das begeisterte Publikum erlebt „Die Opferung von Gorge Mastromas“ am Ernst Deutsch Theater.
Vier Männer und eine Frau in Partylaune schauen rückblickend auf das Leben von Gorge (sprich englisch: George) und werfen sich gemeinsame Erinnerungshäppchen zu. Dann erst übernehmen die Fünf unterschiedliche Rollen in Schlüsselszenen dieser Biografie und zeigen anschaulich, wie sich der feige Mitläufer zum Überflieger entwickeln konnte – er lügt, benutzt Menschen, betreibt Rufmord und tötet sogar. Besonders perfide: Er erfindet den sexuellen Missbrauch durch den eigenen Vater, um per Mitleidsbonus weiter aufzusteigen. Doch anstatt aufzufliegen, wird er reicher und mächtiger …
Den großartigen Text des britischen Autors Dennis Kelly verwandelt Regisseur Peter Lotschak in einen temporeichen, zweistündigen Bühnenrausch. Das großartige Bühnenbild von Rolf Spahn – ausschließlich farbige Leuchtröhren – wirft das jeweils passende Licht auf die Untaten von Gorge Mastromas. Den spielt Julian Mehne nicht als eindimensionalen Bösewicht, sondern so, dass er einem zwischendurch fast ans Herz wächst. Ein Abend mit Sogwirkung!
Aufführungen bis 21.2., div. Zeiten, Ernst Deutsch Theater, 20-39 Euro, Tel. 22 70 14 20