Text: Christian Hanke / Foto: Oliver Fantitsch
Brisanz im Vorzimmer des Staatspräsidenten: Star-Journalistin Silvia wartet auf den verabredeten Interviewtermin und wird von dem Assistenten des Präsidenten übelst beleidigt. Über diesen Vorfall und über verschiedene Ansichten kommt es kurz darauf in der Vorbereitung auf das Interview zu einer erregten Diskussion, schließlich sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen Journalistin und Präsident. Es knistert sofort vor Spannung in dem Polit-Thriller „Unter Verschluss“ von Pere Riera, der in der Regie von Harald Weiler im Theater Kontraste Premiere feierte.
Macht, Moral und Manipulationen sind die Themen. Silvia will den Präsidenten, zu dessen Wahlerfolg sie zwei Jahre zuvor erheblich beigetragen hat, in dem Interview mit Pädophilievorwürfen konfrontieren, zu denen sie kompromittierende Unterlagen präsentieren kann. Das Staatsoberhaupt und sein gerissener Assistent Cäceres wollen genau diesen Verlauf des Gespräches um jeden Preis verhindern. Insbesondere Cäceres zieht dabei die unverschämtesten Register und schafft es mitunter, die hochprofessionelle Journalistin emotional so zu verwirren und vor den Kopf zu stoßen, dass sie die Fassung verliert. Richtig in Bedrängnis gerät Silvia, als sie erfährt, dass ihre 15-jährige Tochter wegen Drogenverkaufs verhaftet worden ist …
Rieras Thriller zieht seine Spannung aus den Dialogen der drei Personen untereinander, in denen das Trio seine unterschiedlichen Ziele mit teilweise raffinierten und verwirrenden Schachzügen verfolgt. Da glänzen die drei Darsteller, einmal mehr Katharina Abt in einer Kontraste-Produktion als zwischen emotionalen Nackenschlägen, wütender moralischer Behauptung und cooler Durchführung ihres Jobs achterbahnartig hin- und hergerissenen Silvia. Großartig auch der unterwürfige, nur der Staatsräson verpflichtete Fiesling Cäceres von Felix Lohrengel und Sebastian Herrmanns trickreicher Präsident. Die gelungene Inszenierung wird auch durch den sehr kurzen und vorhersehbaren zweiten Teil nach der Pause nicht geschmälert.
Aufführungen bis 29. Mai, Komödie Winterhuder Fährhaus