Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Susanne Bergold
Die Zuschauer lachen, kreischen und klatschen in die Hände. Diese Verfolgungsjagd zwischen Wolf und kleinem Schweinchen ist aber auch zu aufregend – und genau nach dem Geschmack der Kinder ab drei Jahren!
Ein kleiner Junge muss sich sogar kurz mal vom Geschehen abwenden und dreht der Bühne den Rücken zu – die Spannung ist einfach zu groß! Wenige Stühle weiter amüsieren sich zwei Freunde offenbar großartig, ein Vierjähriger raunt seinem kleinen Kumpel wissend zu: „Lustiges Theater!“ und stupst ihn verschwörerisch in die Seite.
Gleich zu Beginn haben die beiden Spielerinnen Judith Mauch und Katrin Sagener das Publikum gewonnen: Als Mutter Schwein und Ferkel machen sie das, was alle im Zuschauerraum ohnehin am liebsten tun – sie spielen miteinander. Doch das Muttertier ist müde und nicht wirklich aufgelegt zum Toben; dann muss aber wenigstens eine Geschichte erzählt werden …
Es waren einmal drei kleine Schweinchen, die wuchsen heran und passten irgendwann nicht mehr ins mütterliche Heim. Folglich zogen sie allein in die Welt hinaus, und jedes von ihnen baute sich ein eigenes Haus: Ringelschwanz aus Stroh, Schweinebacke ein Holzhaus und Rüsselnase eines aus Stein. Der Wolf, vor dem die besorgte Muttersau noch gewarnt hatte, lässt nicht lange auf sich warten und versucht, mit Lügen und Versprechungen die Schweinchen aus ihren Häusern zu locken. Da das nicht klappt, pustet er die Häuser kurzerhand um. Das funktioniert bei Stroh und Holz, glücklicherweise aber nicht bei Stein; und so retten sich die beiden Unbehausten – nach jeweils abenteuerlichen Verfolgungsjagden – vor dem Wolf zum dritten Bruder und können im Steinhaus gemeinsam aufatmen. Hier sind „Die drei kleinen Schweinchen“ sicher. Wirklich?
Gegen Ende des Spiels lassen die beiden Darstellerinnen ihre Rollen hinter sich und beraten laut: Wie schaffen wir es zu zweit, drei kleine Schweine UND einen Wolf zu spielen? Immerhin wären das vier Tiere insgesamt. Im Publikum wird sofort nachgezählt. Drei Finger von der linken und einer von der rechten Hand: Tatsächlich, das ergibt vier – und passt perfekt zum Alter der anwesenden Zielgruppe. Und die weiß auch Rat: Man könnte doch Kinder auf die Bühne holen, die würden gern aushelfen. Das indes ist nicht vorgesehen und ergibt einen Moment, der die allgemeine Hochstimmung kippen lässt.
Bevor sie einmal mehr zum Verkleiden hinter der blauen Stellwand verschwindet, verkündet Katrin Sagener: „Und nun kommt wieder der Wolf!“ „Woher weiß sie das?“, wundert sich ein Kind hörbar in den vorderen Stuhlreihen. Die Spielerin jedenfalls behält recht: Der graue Kerl gibt nicht so schnell auf, erscheint erneut und krabbelt am Steinhaus hoch, in den Kamin hinein – und verbrüht sich bekanntlich den Po am heißen Wasser, das die pfiffigen Ferkel über dem Feuer aufsetzten. Jaulend läuft er davon und ward in dieser Gegend nie wieder gesehen!
Beide Spielerinnen verwandeln sich abwechselnd mit grauem Mantel und Jägerhut in den Wolf, „Die drei kleinen Schweinchen“ tragen verschiedene rosa-weiße Mützen zur Unterscheidung. Die jungen Zuschauer verfolgen die Vorstellung wie gebannt, erst recht, da sie hin und wieder auch nach bewährter Manier gefragt werden: Wo ist der Wolf? Zum Schluss dürfen sie alle zusammen ihre eigene Wolfspuste an Judith Mauch und Katrin Sagener ausprobieren …