Text: Christian Hanke / Foto: Kock
„Othello“, eins von William Shakespeares bekanntesten Werken, auf der kleinen Bühne des English Theatre of Hamburg. Mit sechs Schauspielern in elf Rollen. Das englischsprachige Profitheater, 1976 gegründet, wagt wieder etwas. Und gewinnt. In einer von Gastregisseur Graham Watts erstellten Fassung, die sich an einer offenbar von Shakespeare autorisierten Version orientiert, die Freunde und Mitspieler sieben Jahre nach dem Tod des großen Dramatikers erstellt haben.
Im schlichten Bühnenbild vor einer Kulisse aus Toren und Fenstern spielen die sechs Schauspielerinnen und Schauspieler klar und unprätentiös die Tragödie um Liebe, Intrige und Eifersucht. Der farbige Offizier Othello, erfolgreich in venezianischen Diensten und verheiratet mit Desdemona aus angesehenem Hause, wird von Adjutant Iago nach allen Regeln der Kunst misstrauisch gegen seine Gattin macht, weil Iago sich von Othello in einer wichtigen Personalentscheidung übergangen fühlt. Bis zum Mord aus Eifersucht.
Das gute Ensemble agiert mit viel Herz, Humor und hitzigem Temperament, führt ganz realistisch die Klinge. Shakespeare vom Blatt gespielt. Imogen Daines Desdemona ist eine verliebte und durch Othellos Eifersucht überzeugend irritierte, geradezu moderne, selbstbewusste Frau, die klare Worte findet. Declan Wilsons aufrechter Othello kann dem, von teuflischer Intrige vergiftet, nur noch rohe Gewalt entgegen setzen. Großartig agiert Neal Craig als nüchtern-abgeklärter Iago, der dem Publikum, mitunter einzelne Zuschauer ansprechend, im freundlichen Plauderton seinen Racheplan erläutert. Zena Carswell und Jily Bond begeistern in drei Rollen, von denen zwei männlich sind. Joseph Cappellazzi steht dem in männlicher Doppelrolle nicht nach.
Aufführungen bis 15. April, English Theatre, Lerchenfeld 14