Highlight / Kritik / Schauspiel

Arsenik un ole Spitzen

Ohnsorg Theater
Arsenik un ole Spitzen

Rettung in letzter Sekunde: Martin (Erkki Hopf, l.) kann den neuen Giftmord gerade noch verhindern

Text: Sören Ingwersen | Foto: Jutta Schwöbel

Eine Leiche kommt selten allein – wenn man es mit zwei grundgütigen Tanten zu tun hat, die ihren Fliederwein mit Arsen, Strychnin und einer Messerspitze Zyankali würzen. Als fröhlich mordendes Damen-Duo strapazieren Edda Loges und Uta Stammer die Lachmuskeln in der Kult-Komödie „Arsenik un ole Sitzen“ im Ohnsorg Theater, während Erkki Hopf als Neffe Martin dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten versucht und dabei mit virtuoser Unbeholfenheit und halsbrecherischer Hektik von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.

Eigentlich ist Martin nur bei seinen Tanten eingekehrt, um seine Hochzeit mit Pastorentochter Ellen anzukündigen. Doch als er in der Truhe unter dem Fenster den ersten Leichnam entdeckt und die alten Damen zur Rede stellt, traut er seinen Ohren nicht: Abelke und Martha haben Anton Hasselmeier, der bei ihnen ein Zimmer anmieten wollte, ins Jenseits befördert. Denn: Der alte Herr war alleinstehend und sicher einsam, so dass die schrulligen Schwestern – aus reiner Nächstenliebe, versteht sich – ihren Gast mit Gift von seiner Erdenqual erlösten. So treiben sie’s schon eine ganze Weile, während Neffe Willie, der sich für Kaiser Wilhelm hält, pflichtbewusst die Toten im Keller verscharrt.

Frank Thannhäuser inszeniert die herrlich verschrobene Krimi-Groteske mit einer Riege von Schauspielern, die die Situationskomik und den Dialogwitz des Stücks bis ins Letzte auskosten. Als Willie alias „Kaiser Wilhelm“ stößt Wolfgang Sommer nicht nur mehrfach ins Horn, sondern auch all jene vor den Kopf, die von seinem Spleen nichts wissen. Als Polizist nimmt Dieter Schmitt seine Berufspflicht weit weniger ernst als seine Ambitionen, ausufernde Theatergeschichten zu erzählen, während Till Huster sich als Serienmörder Jonas und Abbild von Frankensteins Monster durch den Abend grunzt, im Schlepptau seinen unfähigen Chirurgen Dr. Einstein, den Robert Eder mit einer linkischen Unterwürfigkeit mimt, die schlicht Freude macht. Wären die Figuren nicht mit so viel Liebe zum Detail gezeichnet, die Pointen nicht so zielsicher gesetzt und der Ablauf im Ganzen nicht so temporeich, hätte das alles auch albern wirken können. So ist es ein Riesenspaß!

Aufführungen bis 27. Mai, Ohnsorg Theater, Tel. 35 08 03 21

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*