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Zirkus Roncalli

Moorweide
Zirkus Roncalli

Clown Eddy (Neumann) kam als Kind auf eine Zirkusschule, weil sein Vater Zirkus so sehr liebte

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Roncalli

Roncallli – das ist mehr als Zirkus, das ist ein Zufluchtsort. Seit 40 Jahren entfaltet die spezielle Atmosphäre ein magisches Energiefeld, das Zuschauer jeden Alters hypnotisch anzieht. Auf der Jubiläumstour 2017 machen die bunten, nostalgischen Wagen natürlich auch in Hamburg Station – bei der Premiere am 3. Juni feierte das Publikum die über 30 Artisten frenetisch. Zum ersten Mal durfte das fahrende Volk seine Zelte mitten in der Stadt aufschlagen: Die Moorweide mutiert nun einen Monat lang zur Spielwiese – die behördliche Genehmigung grenzt an ein Wunder!

Fürs Staunen und Wundern sind aber weiterhin die Künstler zuständig, ganz vorne die Clowns. Roncallli hat das dichteste Clown-Aufkommen pro Manegen-Meter. Fünf sind es in der aktuellen Show, deren Titel Bezug nimmt zum allerersten Programm: „40 Jahre Reise zum Regenbogen“. Damals verzauberte Pic im nachtblauen Kostüm mit riesigen Seifenblasen das Publikum mit purer Poesie. In dieser Tradition sieht sich heute Carillon: Der 51-jährige Italiener ist halb Magier, halb Clown. Aus seinem abenteuerlichen Kostüm zaubert er unglaubliche Überraschungen hervor. Wenn er die Jacke öffnet, pocht in seiner Brust ein Herz, das er verschenkt – und wenig später rattert das Zahnrad der Zeit an gleicher Stelle. Auf Flohmärkten findet er jene Requisiten, mit denen er sein Publikum auf eine Reise in die Vergangenheit entführt.

Ganz im Hier und Jetzt dagegen ist Robert Wicke. Der aus Hannover stammende Jongleur entwickelte als Straßenkünstler ein besonderes Faible für spontane Situationskomik, und dafür braucht er das Spiel mit dem Publikum – vordere Reihen also aufgepasst! „Das Nicht-Kalkulierbare ist der besondere Reiz für mich,“ sagt der 41-Jährige, „jede Vorstellung ist anders!“ Er jongliert Bälle ebenso virtuos wie seine Stimme: Als Beatboxer ist er der Liebling des (jungen) Publikums. Und falls das tatsächlich einmal nicht mitspielt, bleibt ihm noch ein niedlicher Braunbär als (Handpuppen-)Partner.

Eddy Neumann erkennt man an der roten Nase. Er hat die weltberühmte Zirkusschule in Kiew überlebt und ist ausgebildeter Balletttänzer! Bekannt wurde er als eine Hälfte der KGB-Clowns – wobei der ehemalige sowjetische Geheimdienst hier eine untergeordnete Rolle spielt. Eigentlich arbeitet der 46-jährige Russe inzwischen lieber am Theater, aber das Publikum wünschte sich Eddy zurück in die Manege. Und er selbst bekennt: „Roncalli ist für mich der schönste Zirkus der Welt!“ Und da sein Partner verletzungsbedingt ausfällt, bekam er kurzerhand den begabtesten Nachwuchs-Clown an die Seite: Chistirrin ist erst 26, aber ein absolutes Ausnahme-Talent. Für Roncallli hat der Mexikaner seine Heimat verlassen, denn dieser Zirkus sei „immer sein Traum gewesen“. Nun begeistert er als Mischung aus Till Eulenspiegel, Max und Moritz – schon Vater und Großvater waren Clowns.

Die Riege wäre nicht komplett ohne den sogenannten Weißclown, den seriösen und strengen. Gensi, ausgebildeter Opernsänger, spielt ihn nach dem Vorbild der Comedia dell’arte und ist zugleich musikalischer Zeremonienmeister der Show: „Ich spiele auf Fingerpfeifen, die Concertina und auf meiner Violine,“ so der 46-Jährige, der seit zwölf Jahren zu Roncallli gehört.

Getoppt wir diese Beständigkeit nur von Bernhard Paul, Roncallli-Gründer und selbst leidenschaftlicher Clown. Im Mai 70 geworden, lässt es sich die Zirkus-Legende nicht nehmen, hin und wieder als Überraschungsgast in eine Vorstellung zu platzen: als Zippo, die von ihm kreierte Figur des „dummen August“. Wann? Das weiß man nie …

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