Text: Christian Hanke | Fotos: Oliver Fantitsch
Der Vorhang des Ohnsorg Theaters – hier gibt es ihn noch – öffnet sich zur Premiere der neuesten Produktion „Botter bi de Fisch – Singles à la Carte“ von Janne Mommsen: Sofort geht anerkennendes Raunen durchs Publikums, für die riesengroße Suppenschüssel mit dazu passendem Löffel, die zu sehen sind. Am Rande liegen zwei entsprechend große Zitronenstücke. Das starke Bühnenbild schuf Katrin Reimers für eine Komödie, die ein Singletreffen mit Kochen zum Inhalt hat. Arrangiert von einer Agentur, beauftragt von der resoluten und schwangeren Annalena in ihrer Wohnung für ihren Bruder Yoda, 35 Jahre und noch unverbandelt.
Nacheinander treffen die Gäste ein: der ganz in Grün gekleidete Hipster Tim-Ulf, die zwischen kreischender Partybegeisterung und fahriger Nervosität hin und her geworfene Lotte und die Finnin Elin, Klischee einer Stewardess, überall zuhause, immer gut drauf. In der Suppenschüssel versuchen sich nun alle von ihrer besten Seite zu zeigen und entwerfen, wie unter Singles mit Paarungsabsicht üblich, wahre Traumbilder von sich – wie sich später herausstellen wird.
Zwar entpuppt sich das Stück eher als ein kaum gewürztes Süppchen, doch die fünf Schauspieler entlocken dem Text in der Regie von Ayla Yeginer mit großem Einsatz maximalen Unterhaltungswert. Vivien Mahler (Annalena) ist eine herrlich staubtrocken-resolute große Schwester, die den exakt dazu passenden lieben kleinen Bruder Vasilios Zavrakis als Yoda regelmäßig abwatscht. Tobias Kilian (Tim-Ulf) gibt den immer fröhlichen Angeber-Macho zum in die Fresse schlagen gut und Sina-Maria Gerhardt (Elin) ist wunderbares Klischee pur. Rabea Lübbe (Lotte) schließlich zeigt einen großen Facettenreichtum. Als verzweifelte Dauer-Singletreff-Besucherin geht sie mitunter schrill kichernd auf die männlichen Kandidaten zu, wehrt sich entschlossen gegen Mitbewerberinnen und versucht krampfhaft, gute Stimmung zu verbreiten, immer geleitet von dem Text auf einem kleinen roten Zettel, den sie eins ums andere Mal panikartig aus der Tasche wühlt. Ständig dem Nervenzusammenbruch nahe, zwingt sie die anderen schließlich mit Waffengewalt, die Masken fallen zu lassen und Klartext zu reden. Sie will endlich wissen, was sie falsch macht. Das können ihr Annalena, Elin, Tim-Ulf und Yoda zwar auch nicht sagen, aber immerhin wachsen die Singles per Aufrichtigkeit zu einer Gemeinschaft zusammen. Auch nicht schlecht. Bis zum nächsten Singletreff?
Aufführungen bis 7. Juli, Ohnsorg Theater, Heidi-Kabel-Platz 1, Tel. 35 08 03 21