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Der nächste Noah kommt aus China

„Die Generalversammlung der Welt“, Meyer&Kowski im Museum für Völkerkunde
Die Generalversammlung der Welt

Lobo Chan propagiert die Generalversammlung der Welt

Wie ernst soll man das nehmen, wenn jemand zur „Generalversammlung der Welt“ einlädt? Und dabei auch noch sagt: „Keiner darf fehlen!“ So ernst vermutlich, wie man im Theater Dinge nehmen sollte. Oder so ernst wie Meyer&Kowski, die vier Jahre alte Hamburger Theatergruppe, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, außerhalb bestehender Theaterstrukturen Platz für einzigartige Geschichten von außergewöhnlichen Menschen zu schaffen. Dabei werden für sie private Wohnungen oder Tagungsräume in Hotels ebenso zu Spielorten – wie in diesem Fall – ein Museum. Damit eng verbunden natürlich die Hoffnung auf eine damit einhergehende spezielle Wahrnehmung seitens der Zuschauer, die sich mal als Gäste bei einem Abendessen fühlen können, mal als Konferenzteilnehmer, mal als Vortragsbesucher in einem Hörsaal. Bei all dem möchte Meyer&Kowski nach Eigenaussage „gern den Zeitgeist in Frage stellen – den vermeintlichen Konsens darüber, was für unsere Zeit moralisch, ästhetisch oder politisch gilt – und so Perspektiven anbieten, die auf überraschende Weise unmodern sind“.

Die Idee einer „ Generalversammlung der Welt“ vertritt Meyer&Kowski in Gestalt des Chinesen Lobo Chan, des neuen Noahs aus China. Er schlägt vor, dass sich 2050 alle neun Milliarden dann auf der Erde lebenden Menschen in Australien versammeln sollen. „Gefährlich, unmöglich, unsinnig? Kühnes Wagnis oder einmalige Chance? Jedenfalls überfordert die Idee zunächst das Vorstellungsvermögen.“ Lobo Chan wird im großen Hörsaal des Völkerkundemuseums mit Unterstützung eines Übersetzers (Alexander Merbeth) seine Geschichte darstellen: wie er überhaupt darauf gekommen ist, eine solche Idee wahr zu machen; wieso er jeden Vorschlag einer virtuellen Konferenz ablehnt und warum er eine tatsächliche Zusammenkunft aller Menschen nicht nur für möglich, sondern für unumgänglich hält. Sein Angebot: „Mit Mut und Selbstvertrauen die Grenzen der Vorstellungskraft testen und gegebenenfalls neu definieren. Fragen stellen, die das Potential haben, zu fundamentalem und massivem Perspektivenwechsel zu führen.“

Außerdem tritt Anja Herden auf. Sie hat die „extrem öffentlichkeitsscheue Architektin Hannah Kaluza in Argentinien besucht und ihre Pläne zur räumlichen Verwirklichung dieses wahrlich globalen Projekts kennengelernt. Sie wird den Zuschauern atmosphärische Einblicke geben in den Umfang einer unglaublichen Landschaft, welche die gesamte Weltbevölkerung in sich aufnimmt, ohne dass man sich ständig mitten in einer unüberschaubaren Menschenmasse fühlt.“

„Die Generalversammlung der Welt“ am 18., 24. und 25. Februar 2012 jeweils um 20 Uhr im Großen Hörsaal des Museums für Völkerkunde Hamburg, Rothenbaumchaussee, Karten für 12/18 Euro, Vorbestellung: 040/40187452

Text: Oliver Törner
Foto: Meyer&Kowski

One Comment

  1. Barbara Schmodde says:

    Klug, hinreißend, überraschend. HINGEHEN. Für alle, die anderes Theater sehen wollen.

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