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Prüfungsarbeiten im Rampenlicht

„Ballettschule des Hamburg Ballett“ zu Gast am Ernst Deutsch Theater
Ballettschule des Hamburg Ballett

Vor Kleidergröße XS steht ein „XS“ – englisch für „Exzess“, so der Titel der Arbeit von Simone Repele.

Autismus, Missbrauch, Abschied und Magersucht sind ihre Themen, aber eben auch die wahre Liebe, das Glücksgefühl nach überwundenem Hindernis und der Alltag in einer Großstadt. In jedem Fall sind es selbst gewählte Themen, die die werdenden Tänzer von der „Ballettschule des Hamburg Ballett“ umtreiben und zum Choreografieren animieren. Im Ernst Deutsch Theater stellten sie sich und ihre Stücke in der „Werkstatt der Kreativität III“ einer interessierten Öffentlichkeit.

Komposition heißt das Unterrichtsfach, in dem es weniger um Technik, dafür um eigene Ideen geht. In diesem „wichtigsten Nebenfach“, wie es John Neumeier in seiner Eigenschaft als Schulleiter nennt, nimmt die Kreativität der zukünftigen Tänzer mit Hilfe der Mitschüler als flexiblem Material Gestalt an: Jede/r muss ein kurzes Stück abliefern, das gehört zur Ausbildung. Und weil diese choreografischen Gehversuche nicht selten richtig gut gelingen, fanden sie nun schon zum dritten Mal den Weg auf die Bühne des größten Privattheaters Deutschlands, vom 27. Februar bis zum 3. März war das EDT fest in Tänzerhand.

Vom überschaubaren Duett bis zum mit 15 Darstellern besetzten Tanzstück reicht das Spektrum, mal dient die klassische, mal mehr die moderne Tanztechnik als Werkzeug, doch auch Alltagsgesten finden Verwendung, wenn es denn dem Ausdruck hilft. Aber nicht immer wird eine Geschichte erzählt, es gibt auch tänzerisch verdichtete Stimmungen, wie „An Empty Feeling“ von Lilli Dahlberg, das um ein Gefühl des Verlorenseins kreist. Andere bevorzugen eine abstrakte Herangehensweise, Eliot Worrell beschäftigt sich in seinem „Cognition“ tänzerisch mit dem mentalen Prozess der Erkenntnis.

In diesem – aber auch in den meisten anderen Fällen – erleichtern kurze Texte im Programmheft den Zugang, von den Choreografierenden verfasst; so verstehen die Zuschauer beispielsweise, dass es in Ornella Capeces „Modigliani – Ein Leben in Leidenschaft“ zwar auch um die Rivalität zwischen den beiden modernen Malern Picasso und Modigliani, aber im Kern um wahre Liebe geht. Musikalisch bewegen sich die kreativen Schüler zwischen Beethoven und Edith Piaf, Chopin und Filmmusik (aus dem oscarnominierten Wim Wenders Porträt „Pina“), nur René Aubry wird gleich mehrfach zum Tanz gebeten.

Eines eint die angehenden Tänzer: Sie haben offensichtlich den Mut, sehr persönliche Themen in den Mittelpunkt ihrer Auseinandersetzung zu stellen und sich damit aus dem Schutzraum der Ballettschule vor ein Publikum zu wagen. – Das dankte mit lautstarker Anerkennung.

Text: Dagmar Ellen Fischer
Foto: Lea Fischer

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