Vor, sozusagen, kaum einem Atemzug sahen wir Neil Simons berühmte „Sonny Boys“ im Winterhuder Fährhaus mit Peter Striebeck und Ralf Schermuly, schon erscheinen sie in neuem Gewand und in neuer Besetzung auf dem Kiez: Der (künstlerische) Hausherr des St. Pauli Theaters, Ulrich Waller, inszenierte jene hinreißende Komödie um zwei gealterte Vaudeville-Stars, die im Rahmen einer TV-Gedächtnis-Sendung ein letztes Mal miteinander auftreten sollen, obwohl sie seit elf Jahren irreparabel zerstritten sind, mit zwei Darstellern wie man sie sich höherrangig gegenwärtig auf einer deutschen Bühne kaum vorstellen kann:
Gerhard Garbers und Christian Redl, zwei mit allen Wassern des Theaters und des Fernsehens getaufte alte Hasen, die scheinbar ohne Abrede die Pointen ins Publikum zu schleudern vermögen. Zwei Rampensäue par excellence, die ihre Zuschauer zwei Stunden und zwanzig Minuten lang nicht zu Atem kommen lassen vor brüllend gelachter Zustimmung zu ihrem absichtsvoll künstlich hochgehaltenen Streit, der seinen Höhepunkt in der inzwischen weltbekannten Sketchszene findet, die die Komiker Will und Al wieder in die Herzen des TV-Publikums katapultieren soll, aber schließlich in einem Herzanfall des Älteren ihr unrühmliches Ende findet.
Nicht unbeteiligt an diesen Folgen der Aufregung ist eine sexy Krankenschwester. Eine Paraderolle für Anja Boche, insbesondere, weil sie auch im letzten Bild das völlig konträr veranlagte Karbolmäuschen – mit köstlichem Fremdakzent – spielt, das den Kranken pflegen soll, aber lieber Pralinen nascht. Ausdrückliche Erwähnung verdienen ebenfalls Oliver Urbanski als Neffe und Agent Ben Silverman, der die zwei Streithähne wieder zusammenführen soll und der auf Hamburger Bühnen immer wieder auftauchende Kleindarsteller Guido Mattiat, diesmal in der verdienstvollen Sketch-Studie eines malträtierten Patienten. Umwerfend im wahrsten Sinn des Wortes! Insgesamt ein mehr als erbaulicher Abend, der ein täglich ausverkauftes Haus verdient.
Text: Hans-Peter Kurr
Foto: Oliver Fantitsch