Alma Hoppe hat ein neues Programm: „Gute Frage, nächste Frage“. Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker zeigen darin die ganze Bandbreite ihres Könnens und ihrer Schwächen. Die beiden Kabarettisten stellen Fragen – „fragwürdige Fragen auf fast alle Antworten“, wie es im absurden Untertitel heißt. Banale Fragen und sehr ernste nach dem Sinn des Daseins, natürlich in satirisch-komischem Gewand. Dieses Frage-und-Antwort- oder auch ohne-Antwort-Spiel kommt recht zähflüssig in Gang, wirkt oft bemüht und nur selten wirklich komisch. Auch von Stimmenimitationen in Polit-Talkrunden sollten die beiden lieber die Finger lassen.
Doch spätestens, wenn Jan-Peter Petersen Hamburger Politverhältnisse („Scholz & Friends“) aufs Korn nimmt und Vorschläge zur finanziellen Umverteilung macht – jedem Millionär seine Arbeitslosen – ist alles wieder gut. Der Mann kann’s einfach, das Politnummernkabarett, auch weil da echte Wut mit im Spiel ist. Kollege Nils Loenicker sorgt für einen weiteren bewährten Alma-Hoppe-Programmpunkt: die richtig böse makabre Nummer, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt, falls denn überhaupt noch gelacht wird. Loenicker erzählt ganz kühl, wie er als „Altenjäger“ das Problem der Vergreisung in Deutschland löst: mit Blattschuss im Wald. Jeder dritte Senior wird per Los zum Abschuss freigegeben. Frührentner und ältere Langzeitarbeitslose können sich für das Mordkommando melden und so vor dem Schicksal ihrer Opfer retten.
In der Pause sollte aber niemand das Lustspielhaus verlassen, denn im zweiten Teil haben die beiden sich warm gespielt, bleiben Tiefpunkte aus. Jede Nummer trifft ins Schwarze: Loenicker gibt punktgenau den „anständigen“ Deutschen, vor Gericht beharken sich die beiden formvollendet und der Weltuntergang wird in hintergründiger Banalität abgehandelt. Zielsicher wird die Komik menschlicher Schwächen herausgearbeitet. Warum erst so viele Fragen stellen, wenn die Antworten viel komischer sind?
Text: Christian Hanke
Foto: Alma Hoppes Lustspielhaus