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Tschechow – verschlüsselt

"Tschechow Scherben", Theater N.N.
Tschechow Scherben

Fein herausgeputzt aber blutleer: Carsten Arning und Thomas Yutaka Schwarz

„Man muss nicht jede einzelne Scherbe verstehen“, empfiehlt der Autor und Regisseur der Collage mit dem zumindest originellen Titel „Tschechow Scherben“, die jetzt als mehrtägiges Gastspiel der Theatergruppe Godot in Dieter Seidels Theater N.N. zu bestaunen war. Verblüffenderweise soll die (nicht eindeutig erkennbare) Handlung auf der „Bühne eines Provinztheaters“ spielen, entnimmt der Besucher dem Begleitzettel. Aber diese Irritation verliert an Wichtigkeit angesichts des geschickt zusammengefügten Konglomerats aus Zitaten und Briefen (stets im Zusammenhang mit Tschechows Frau, der Schauspielerin Olga Kipper), die Wladimir Tarasjanz geschrieben und mit drei Jung-Schauspielern inszeniert hat.

Tarasjanz ist Lehrer für Szenen- und Filmarbeit an der Hamburger Schule für Schauspiel und verfügt in dieser Eigenschaft nicht nur über hinreichend Erfahrung, sondern auch über schauspielerisches Personal: Die drei jungen Darsteller entstammen denn auch als Absolventen jener Privatschule den Kreisen seiner ehemaligen Schüler und setzen bei der Verlebendigung dieser Textcollage alle erlernten schauspielerischen Mittel ein … bis hin zum Tanz. Wiba Stein, Carsten Arning und Thomas Yutaka Schwarz sind präsent, präzise, textgenau, temperamentvoll und engagiert. Dennoch bleiben die Rollen deutlich blutleer, da die Figuren keine Entwicklung haben (können) und daher ein Mitleiden des Zuschauers, wie Max Frisch dieses Theatererlebnis einmal genannt hat, unmöglich machen..

Aber: Die Arbeit stellt ein interessantes und trotz allem lohnenswertes Experiment dar und soll daher, wie vom Regisseur zu erfahren war, zu Beginn der Spielzeit 2012/13 im Theater N.N. des risikofreudigen Direktors Dieter Seidel erneut gezeigt werden.

Text: Hans-Peter Kurr

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