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Humorvoller Horror an Hamburgs Hauptbahnhof

„De lütte Horrorladen“, Ohnsorg Theater
De lütte Horrorladen

Jan Radermacher, Patrick James O'Connell und Marco Knorz freuen sich: Noch ist "Ortrud twee" klein und pflegeleicht.

Das in der Regel dem heimatlichen Platt hingebungsvoll lauschende Publikum geriet beim Besuch mehrerer Previews und der Premiere der neuesten Ohnsorg-Produktion schier aus dem Häuschen: Eines der international erfolgreichsten Musicals steht – selbstverständlich „op platt“ – bis zum 8. Juli 2012 auf dem Programm: Alan Menkens und Howard Ashmans „Little Shop of Horrors“ in der von Anatol Preissler – der auch einfühlsam inszeniert hat – eingerichteten Fassung, für die Hartmut Cyriacks und Peter Nissen den mundartlichen Text schufen. Ein mitreißender Abend unter der temperamentvollen musikalischen Leitung Stephan Ohms, dessen Band – auf der Hinterbühne stets sichtbar – gut gelaunt die Ohrwürmer fidelt und bläst, die vor Jahren bereits im Imperial und im St. Pauli Theater zu solchen wurden.

Dem Hausherrn Christian Seeler ist eine Besetzung gelungen, die ihresgleichen sucht und der New Yorker Uraufführung, die der Rezensent 1982 zu erleben die Freude hatte, in nichts nachsteht: Die nicht nur stimmlich hocherotische Elisabeth Ebner als leidend-liebende Vorstadtpflanze, die hier in Hamburg Ortrud heißt, der dem Intendanten des Hauses typverwandte Erkki Hopf (Zufall?) als schüchterner Simon sowie der bühnenfüllende Horst Arenthold als dessen Chef singen und spielen sich ebenso leidenschaftlich in die Herzen ihres Publikums wie das köstliche „Soulgirl“-Terzett mit Sandra Keck, Tanja Bahmani und Silke Muriel Fischer, das den Abend von Höhepunkt zu Höhepunkt emporreißt.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen die zwei Puppenspieler Jan Radermacher und Marco Knorz, die die menschenfressende Pflanze „Ortrud twee“ raffiniert verlebendigen. Auch der Heerschar der übrigen Mitwirkenden galt der begeisterte Beifall des Publikums im noch immer neuen Ohnsorg, dessen Drehbühne Verwandlungen ermöglicht, die an den Großen Bleichen undenkbar gewesen wären. Herrlich, herrlich, herrlich!

Text : Hans-Peter Kurr
Foto: Jutta Schwöbel

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