„In jeder Beziehung“ denken Partner offenbar an einen Seitensprung. In Paul und Leahs Bekanntenkreis ist das jedenfalls so, nur bei ihnen selbst nicht. Der steife penible Banker und die solide Standesbeamtin haben in 24 Ehejahren noch nicht einmal im Traum ans Fremdgehen gedacht. Man schenkt sich elektrische Fußwärmer und Nasenhaarschneider und lebt in gewohntem Trott. Das finden ihre wilden Single-Freunde Katja und Dieter sehr verdächtig: „Ehe im Endstadium“, lautet deren Analyse.
Katja, die gerade mal wieder einen neuen heißen Lover ins Bett gezogen hat, und Dieter, Scheidungsanwalt und Porschefahrer, der sich offenbar mit der Damenwelt bestens auskennt, bieten ihre Hilfe an: den minutiös geplanten Seitensprung. Innerhalb von zwei Wochen müssen Leah und Paul eine außereheliche Beziehung gehabt haben. Die perfekten Partner finden Katja und Dieter schnell. Doch mit dem Einsatz von Leah und Paul stellen sich nahezu unüberwindbare Schwierigkeiten ein. Paul macht sich schier in die Hose vor Aufregung, als ihm die junge Friseurin Sandy gegenübersteht, und Leah redet und redet mit dem flotten finnischen Tennisspieler, den Katja ihr aufs Hotelzimmer schickt – über dessen Heimatland. Vorhersehbares Fazit: Die beiden treuen Eheleute sind für Affären einfach nicht geschaffen und fallen sich heilfroh in die Arme, als die Liebesabenteuer kläglich scheitern.
Lars Albaums und Dietmar Jacobs’ Komödie „In jeder Beziehung“ bietet mit viel Wortwitz der meist kalauerverdächtigen Art Klamottenkomik und einfache Einsichten. Langjährige Ehepartner bleiben sich treu, und das Singleleben ist eben doch nicht so toll, sodass sich die wilden Alleinlebenden am Ende als brave Ehepartner zusammenfinden. Sehenswert sind aber die guten, erfahrenen Schauspieler, die in der ordentlichen Inszenierung von Horst Johanning die Pointen richtig zu setzen wissen. Jochen Busse hat sich zusätzlich eingemischt und fällt als Kabarettist in einem Soloauftritt im wahrsten Sinne des Wortes aus der Rolle. Da zeigt er seine besten Qualitäten, denn als Langweiler Paul überzieht er mitunter bis zur verzerrten Karikatur. Auch Marko Putisek zeigt als Dieter einen Typen in sehr kräftiger Ausprägung. Die Damen schneiden da besser ab. Claudia Rieschel gibt in bester Nuancierung die gute Ehefrau, und auch Monica Kaufmann bleibt als gestylter Irrwisch Katja im glaubwürdigen Rahmen.
Text: Christian Hanke
Foto: Thomas Grünholz