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Die Firma dankt

Theater Kontraste, Komödie Winterhuder Fährhaus
Die Firma dankt

Adam Krusenstern (Konstantin Graudus) am Ende: zum Clown ausstaffiert vom neuen Firmenchef

Text: Christian Hanke | Fotos: Oliver Fantitsch

Adam Krusenstern, seit 20 Jahren Abteilungsleiter in einer großen Firma, ist als einziger in seiner Position für ein Wochenende in das Gästehaus seiner Firma eingeladen worden. Die junge Assistentin Mayumi soll ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Warum nur – fragt sich Krusenstern. Plötzlich erscheinen drei jüngere Mitarbeiter auf der Bildfläche …

Das ist die Ausgangslage in Lutz Hübners neuester Farce „Die Firma dankt“, die im Theater Kontraste in der Komödie Winterhuder Fährhaus zu sehen ist. Der Erfolgsautor („Frau Müller muss weg“) nimmt darin die heutige Arbeitsbürowelt aufs Korn. Wie üblich mit einem sezierend genauen Blick auf einen gegenwärtigen Lebensbereich, der mit bitterem Humor Abgründe aufzeigt. Krusenstern wird von einem jungen Team seiner Firma befragt, getestet, provoziert. Was soll das alles? Der altgediente, stets korrekte Mitarbeiter, der sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen, wird immer nervöser und aggressiver. Besonders regt er sich über einen 20-Jährigen in Jeans und T-Shirt auf, der viel filmt, mit ihm freundlich und locker plaudert, doch auf Krusensterns Vorhaltungen, man könne sich so nicht benehmen, wenn man beruflich etwas erreichen wolle, nicht reagiert. Das hat er auch gar nicht nötig, denn Sandor, so heißt der junge Mann, ist bereits ganz oben. Nach Sandors Pfeife, der die Firma nach dem Vorbild von Andy Warhols Factory umbauen will, tanzen hier alle. Da wird auch mal kräftig Party gemacht. Für Krusenstern geht eine Welt unter.

In der neuen Firmenwelt, in der nicht das Produkt, sondern das Verkaufen im Mittelpunkt steht, in der die virtuelle die reale Welt abgelöst hat, in der Tradition und Verbundenheit mit der Firma keine Rollen mehr spielen, ist kein Platz mehr für die alten Abteilungsleiter. Bezeichnend: Krusenstern hat seine Berücksichtigung im neuen Team nicht seinen Leistungen für die Firma, sondern seinem originellen Namen zu verdanken. Krusenstern – klingt witzig. Doch ausgerechnet der neue junge Firmenchef interessiert sich für ihn. 20 Jahre in einer Firma – das fasziniert Sandor. Er will alles über Krusenstern wissen. Der hat nur eine Antwort: Er schlägt Sandor in seiner Wut k.o. Was ihn für Sandor noch interessanter macht. Die reale Welt hat zugeschlagen. Eine neue Erfahrung für den jungen Meister der Bytes und Bits.

In Meike Hartens Inszenierung im silbrig-glitzernden Firmen-Gästehaus-Ambiente mit verformbarer Couch von David Hohmann spielt das fünfköpfige Ensemble wie aus einem Guss. Konstantin Graudus brilliert wieder einmal als ordentlicher Durchschnittsbürger. Ebenso wie Felix Lohrengel als sein jugendlicher Gegner, Kerstin Hilbig als selbst von Entlassung bedrohter Personaltrainerin, Christoph Brüggemann in der Rolle des arroganten Personalchefs John und Julia Schmelzle als unbedarfte Assistentin.

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