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Das Urteil

Theater Kontraste in der Komödie Winterhuder Fährhaus
Das Urteil

Ein Fremder (Harald Weiler, l.) bedrängt Antiquar Rabinovicz (Murat Yeginer), der in einem Mordfall aussagen soll

Text: Christian Hanke | Foto: Oliver Fantitsch

Ein Wartebereich im Flughafen. Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und eine Flughafenangestellte am Computer. Aus dieser Anordnung entwickelt sich in Paul Hengges Stück „Das Urteil“ ein brisantes Gespräch um einen Kriminalfall mit explosivem Vergangenheitshintergrund.

Der in den USA lebende Antiquar Siegfried Rabinovicz, der in einem Mordfall in Hamburg eine wichtige Aussage machen soll, hängt auf besagtem Flughafen fest, weil er sein Ticket nach Hamburg gegen eine seltene Ausgabe der Haggada, eines jüdischen Buches, das er seit Jahren sucht, und ein Erste-Klasse-Ticket für den nächsten Flug eingetauscht hat. Sein Gegenüber interessiert sich sehr für den Mordfall, in dem Rabinovicz aussagen soll und versucht ihn davon zu überzeugen, dass der Hauptverdächtige, den der Antiquar kurz vor dem Mord gesehen hat, unschuldig ist. Der zum Teil heftige Disput, den der Fremde mit äußerster Raffinesse zu führen weiß, erhält eine bitter-brisante Komponente, als sich herausstellt, dass Rabinovicz dem Holocaust entkommen konnte, dem die meisten seiner Verwandten zum Opfer fielen, und der Vater seines Gesprächspartners ein hochrangiger Nazi war.

In dem packenden Kammerspiel hat Regisseurin Ayla Yeginer zu Recht ganz auf die Kraft der beiden Hauptdarsteller gesetzt. Murat Yeginer, Vater der Regisseurin, spielt Rabinovicz als einen stets irritierten, leicht zerstreut wirkenden Mann, der sich vorsichtig und langsam vortastet, aber sein Gegenüber immer besser durchschaut. Mit meisterhafter Eloquenz weiß Harald Weiler den Fremden als gewieften Taktiker zu spielen, der das Geschehen offenbar jederzeit im Griff hat. So entspinnt sich ein fesselnder Dialog, in dem Traudel Sperber als Flughafenangestellte eine undurchsichtige Rolle spielt.

„Das Urteil“ bis 29.9. im Theater Kontraste (Komödie Winterhuder Fährhaus),
Hudtwalckerstraße 13, Tel. 480 680 80

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