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Die toten Augen von London

Imperial Theater
Die toten Augen von London

Sönke Städtler, Linda Kochbeck, Maraile Woehe, Janis Zaurins und Uli Schaller (v.l.n.r.)

Text: Hans-Peter Kurr | Foto: Imperial Theater

Es ist immer was los, „ganz weit vorn auf dem Kiez“, wie der Werbeslogan des Imperial-Krimi-Theaters des Frank Thannhäuser lautet. Diesmal erschreckt des Hausherrn Dramatisierung des Wallace-Romans „Die toten Augen von London“ Hamburg-Touristen, die das Gros der Besucherschaft des nahezu allabendlich ausverkauften Hauses bilden, auf das Angenehmste.

Nicht alle Krimis des großen Edgar Wallace sind von gleich hohem Niveau, „Die toten Augen von London“ gehören gewiss nicht zu den stärksten, vor allem deshalb nicht, weil die verschiedenen Handlungsfäden verworren durcheinander flirren und unendlich viel gesabbelt wird, ehe sie in Zeitlupe sich zu entwirren beginnen. Der Inhalt dieser Geschichte um die unwahrscheinlichsten Ereignisse und Typen von ersäuften Unschuldigen, von blinden Missetätern, von falschen Geistlichen, von einem nicht besonders fähigen Inspektor und der weitaus geschickter recherchierenden Sekretärin, die schließlich als dessen Ehefrau reüssiert, ist daher nicht chronologisch zu erzählen. Das soll ohnehin nicht sein, denn: Zwei der Darsteller „bedrohen“, nachdem sie zum donnernden Premierenapplaus von den Toten wieder auferstanden sind, das begeisterte Publikum mit harten Strafen, falls jemand aus dem Auditorium einem Neugierigen in der profanen Welt auf und um den Kiez das Geheimnis der „toten Augen“ verriete.

Tannhäuser hat das Ganze mit lautstarker Filmmusik garniert, die einem  zuweilen an den Nerven zerrt und das Zuschauen verleidet; sein Bühnenbild aber ist wieder einmal ungewöhnlich reizvoll und vor allem auf bewundernswerte Weise zu verwandeln. Sein sorgfältig zusammengeführtes Schauspieler-Team ist eisern bei der Sache, wie so häufig zeigen Marina Zimmermann und Gosta Liptow die eindrucksvollsten Karikaturen.

Fazit: Ergötzliche Unterhaltung, der eine lange Laufzeit „ganz weit vorn auf dem Kiez“ beschert sein möge.

One Comment

  1. Also … was denn nun? Die Handlungsfäden sind verworren, es wird viel gesabbelt, die laut­starke Filmusik zerrt an den Nerven … Wie kommt man da zu dem obigen Fazit??????

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