Text: Hans-Peter Kurr
Beim Schreiben einer Abenteurer- oder Krimigeschichte muss sich der Schriftsteller bewusst sein, dass er für sehr viele Menschen Abenteuer erlebt, die sie selber nicht durchleben können. Wenn dies zudem noch durch einen bühnenerfahrenen Schauspieler mit Schreibbegabung geschieht, kommt ein tolles Ergebnis dabei heraus, zu bewundern ab sofort im English Theatre an der Mundsburg.
„Stone Cold Murder“ schrieb James Cawood, der jahrelang auf Tourneen Erfahrungen sammelte und sie schließlich in diesem seinem Debut-Krimi zusammenschweißte, in dem Spannung, Liebe und Realismus sich prächtig die Waage halten.
Theaterschreiber heute verraten dagegen eine seltsame Geisteshaltung: Nichts ist schlüssig, alles eher unwahrscheinlich, wenn auch wiederum realitätsnah, die Rollen sind ein saftiges Fressen für begabte Schauspieler, die Handlung überbrandet den Zuschauer wie eine zwanzig Meter hohe Meereswoge, lässt ihn atemlos in die Pause gehen und um drei Liter Adrenalin in den Adern reicher in die zweite Hälfte, in der nun wirklich Rätsel auf Rätsel bis zum völlig überraschenden Schluss erfolgt.
Begeisterter Premierenapplaus für einen Krimi der Sonderklasse, von dem ein Fitzelchen der kühnen Handlung hier zu verraten Sünde wäre. Aber die Vielseitigkeit der englischen Schauspieler Madeleine Hutchins, Warren Adams, Nicholaus Kendrick und Rob Pomfret muss ebenso gepriesen werden wie der Einfallsreichtum des Autors und nicht zuletzt das Einfühlungsvermögen des Theaterleiters Robert Rumpf, der für die ungemein temporeiche Inszenierung sorgte.
Vorstellungen im English Theatre bis 9. November 2013