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Oben bleiben!

Hamburger Kammerspiele
Oben bleiben!

Rampenbewusst und leidenschaftlich: Gerit Kling

Text: Hans-Peter Kurr

Ab jetzt gehört sie in die Reihe der großen Schauspiel-Solistinnen der Gegenwart, die im vorigen Jahrhundert mit der Knef ihren Anfang nahm: Gerit Kling, wie ihre ebenfalls bekannte Schwester Anja einer Potsdamer Künstlerfamilie entsprossen. Mit einem neunzigminütigen Monolog feierte sie in den Kammerspielen zu Recht einen nicht alltäglichen Triumph mit einem Stück, dessen lapidarer Titel „Oben bleiben“ die Karriere einer Schauspielerin beschreibt, deren Höhepunkt überschritten ist.

Carsten Golbecks Text ist packend und pointenreich, treffsicher, aktuell und frech. Die Kling (dem Zeitgeist entsprechend einem breiten TV-Publikum eher aus der Hamburger Serie „Notruf Hafenkante“ als Ärztin bekannt) erweist sich auf der Bühne – ihrer künstlerischen Herkunft gemäß – als ebenso qualifizierte wie rampenbewusste Darstellerin für Golbecks Monolog, flankiert von Katja Wulffs originellen Regieeinfällen.

Gerit Kling zelebriert im Rahmen dieser Uraufführung Golbecks Textur so ungemein souverän und nuancenreich, dass sie ihre Premierenzuschauer geradezu überrennt. So wird die Biografie ihrer Frauenfigur, leidenschaftlich-theatralisch dargeboten, beinahe zum Mythos: seltsam, persönlich, innig, ein Mensch, der jäh den Rahmen seiner abgesteckten Existenz sprengt. Großartig!

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