Text: Dagmar Ellen Fischer
Es gehört zu den besten Boulevard-Stücken weltweit und funktioniert seit der Uraufführung 1982 in Chinesisch so gut wie im englischen Original: „Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn. Vorausgesetzt, das Feuerwerk an Gags wird gezielt abgefeuert und darf zünden – am Thalia Theater wird es nass und geht am Ende in drei Eimern Putzwasser unter.
In drei Akten sieht man eine Theatertruppe bei der Arbeit am fiktiven Stück „Nackte Tatsachen“: in der Generalprobe auf der Bühne, bei der nichts klappt und alle Nerven blank liegen; wenige Wochen später mit Blick hinter die Bühne, wo tatsächlich der nackte Wahnsinn tobt, wo Liebes- und Eifersuchtsdramen pünktliche Auftritte und korrekte Kostümierung verhindern; und schließlich noch einmal Monate später erneut von vorne, wenn die Spieler genervt und lustlos in der inzwischen maroden Kulisse nur noch überleben wollen. Zum Brüllen komisch kann das sein, wenn sich präzise gesetzte Pointen und Slapstick die Klinke in die Hand geben – an den acht Türen des Bühnenbilds. Doch in der Inszenierung von Luk Perceval gerät das perfekt getimete Chaos zum Einheitsbrei, bei dem auch noch die Texte jenseits der Kulisse unverständlich bleiben, weil von der Live-Musik übertönt. Im Finale werden die gebeutelten Darsteller kurzerhand von einer Putzfrau (großartig: Victoria Trauttmannsdorff) weggeschwemmt.
Thalia Theater, Alstertor 1, 8./11./26.10., 9.11., 5./13.12. jeweils 20 Uhr, 7-66 Euro, Tel. 32 814-444