Highlight / Kritik / Schauspiel

Tartuffe

Hamburger Theaterfestival, Kampnagel
Tartuffe

Tartuffe drängt sich Elmire auf: Johanna Wokalek und Joachim Meyerhoff

Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Ruth Walz

Molières Stück ist 346 Jahre alt, aber Typen wie die Titelfigur seines „Tartuffe“ sterben niemals aus: Mit heuchlerischem Getue schleimt sich der Betrüger derart wirkungsvoll ein, dass Familienoberhaupt Orgon den Scheinheiligen für einen Heiligen hält, ihm zunächst seine Tochter, schließlich den gesamten Besitz überlassen will. Zwischen beiden steht Orgons Frau Elmire, von Tartuffe heftig umworben, die das falsche Spiel durchschaut und ihn schließlich entlarvt.

Joachim Meyerhoff verwandelt sich schlangengleich und zum Niederknien gut in den Falschspieler, die Flirtszenen zwischen ihm und Johanna Wokalek knistern vor Erotik. Den ahnungslosen Gatten Orgon gab Michael Maertens, der kurzfristig für den erkrankten Gert Voss einsprang – und die Vorstellung ohne Durchlaufprobe meisterte. Ein höheres Tempo hätte der zweieinviertelstündigen Inszenierung gut getan, aber Regisseur Luc Bondy setzt ganz auf die Kraft der Schauspieler des Wiener Burgtheaters. Zu Recht, wie das vorletzte Highlight des Hamburger Theaterfestivals zeigte.

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