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Workshop „Publikumsgespräche“

Kindertheaterfestival 2014
Kindertheatertreffen

Vom 21. bis 27. Februar 2014 findet das Hamburger Kindertheatertreffen im Fundus Theater statt

Text: Angela Dietz | Fotos: Gabriele Parnow-Kloth

Wahrscheinlich sprechen Theatermacher nirgends so häufig mit dem Publikum wie im Kindertheater. Das mag auch daran liegen, dass Aufführungen oftmals von Schulklassen besucht werden. Doch wie sind diese Gespräche zu führen, damit sie erfolgreich sind? Und was heißt das: erfolgreiche Gespräche? Ist das Miteinander-Sprechen überhaupt die adäquate Form der Reflexion im Kindertheater? Diesen Fragen stellten sich Akteure der beiden Verbände der freien Hamburger Kindertheaterszene, Kitsz und des Arbeitskreises Hamburger Puppen- und Figurentheater, Ahap, bei einem Workshop.

„Warum interessiert die Künstler das Publikum?“ lautete die etwas irritierende Frage von Professorin Dr. Geesche Wartemann, die als Impulsgeberin eingeladen war. Irritierend wirkt die Frage, weil das Interesse am Publikum Voraussetzung fürs Theater zu sein scheint. Doch diese grundlegende Frage hat für die Expertin der Ästhetik des Kinder- und Jugendtheaters an der Universität Hildesheim gerade Konjunktur. „Theater als Ereignis ist ein dynamisches Geschehen“, meinte Wartemann. „Die Praktiker haben das Wissen, aber nicht immer die Möglichkeit, das zu formulieren.“

Dr. Geesche Wartemann

Dr. Geesche Wartemann, Professorin für die Ästhetik des Kinder- und Jugendtheaters an der Universität Hildesheim

Für die Künstler, die viel auf Tournee sind, heißt „Möglichkeit“ zunächst, sich Zeit zum Nachdenken und Miteinander-Sprechen zu nehmen. Jedes Jahr treffen sich die Kitsz- und Ahap-Mitglieder, um neue Produktionen anzuschauen und sich anschließend gemeinsam über die Inszenierungen und ihre künstlerische Arbeit auszutauschen. „Wir suchen Gemeinsamkeiten, quasi unseren Überbau“, berichtete Katrin Lowitz vom Theater FunkenFlug, „bei aller Verschiedenheit.“ Doch die Netzwerke dienen nicht nur der Auseinandersetzung. Kooperationen, bei denen etwa Ausstatter, Musiker, Komponisten und Regisseure der einen Crew mal bei der anderen arbeiten, sind üblich und vielfältig. Im Februar 2014 findet das nächste Hamburger Kindertheaterfestival statt, die Aufführungen sind öffentlich.

Dann wird als ein Ergebnis der Workshop-Diskussionen auf einer Pinnwand zu lesen sein, warum die Hamburger Künstler – von denen übrigens etliche im Umland leben und arbeiten – Theater für Kinder machen. Katrin Lowitz und Gabriele Parnow-Kloth vom Tandera-Theater mit Figuren tragen zurzeit die Antworten der Kollegen zusammen. „Christiane Richers vom Theater am Strom hat mal gesagt, wir mögen Kinder als Publikum lieber als die Erwachsenen, weil uns die scheinbar einfachen Geschichten mit dem unerwarteten Tiefgang liegen“, berichtete Lowitz. Und das kann die Schauspielerin voll und ganz unterschreiben. Trotz eines Tiefgangs ist für sie Komik von zentraler Bedeutung im Kindertheater. Beim Kontakt mit dem jungen Publikum bevorzugt sie offene Gespräche, die sich oft durch die Spontanität der Kinder ergeben. Diese Haltung sei allen gemeinsam, so Lowitz. Fragen, die bestimmte Antworten erzeugen sollen, finden die Theatermacher nicht sinnvoll. Die kommen jedoch immer wieder von Lehrern und Eltern, die sich sorgen, ob die Kinder verstehen, was sie gesehen haben. Da Theaterbesuche teilweise von der Schule „verordnet“ werden, so Professorin Wartemann, fühlten sich Kinder unfrei und spürten einen Erwartungsdruck, als ob sie eine Leistung liefern müssten. Beschreiben statt Werten, könnte die Haltung sein, mit der Fragen zu stellen und Gespräche zu führen sind. „Problematisch sind Inszenierungen, die Teilhabe bloß suggerieren“, mahnt Theaterexpertin Wartemann, „den Anspruch aber nicht erfüllen.“

Workshop Publikumsgespräche

Eine Tür in die Zukunft: der Workshop "Publikumsgespräche"

Für die Produzenten, die Schauspieler und Regisseure, kann der Austausch mit den Rezipienten, den Kindern, durchaus eine große Bereicherung sein. „Am spannendsten wird es, wenn Kinder über die Aufführung hinaus denken“, beschrieb Lowitz ihre Erfahrungen. Dann zeigt sich der erwünschte Nebeneffekt schöner Geschichten: ein Austausch über philosophische und gesellschaftliche Fragen. „Kinder sind Koproduzenten“, bestätigte Theaterprofessorin Wartemann diese Haltung.

Heiß diskutierten Schauspieler und Regisseure der Kindertheaterszene den richtigen Zeitpunkt für Publikumsgespräche. „Manche der Kollegen finden Gespräche direkt nach der Vorstellung schwierig“, berichtete Lowitz. „Man ist dann verletzlich, weil man noch so offen ist.“ Deshalb ist das geplante Festival-Café, das die Workshop-Teilnehmer für den Februar planen, eine gute Idee. Dort könnte jeder sitzen, wann er will, Theaterbesucher wie Künstler, und mit den anderen ins Plaudern kommen.

Gespräche sind aus Sicht von Professorin Dr. Geesche Wartemann jedoch nur „ein Minibaustein“ in der Reflexion. Die Frage, wer welches Interesse am Theater hat, gehöre ebenso reflektiert. Die einzelnen Theatergruppen, die Schule, aber auch die Kinder begleitenden Erwachsenen – sie sehen eine Inszenierung mit unterschiedlichen Erwartungen. Darüber kann man nach einer Vorstellung diskutieren. Aber warum nicht andere, technische Medien einsetzen oder das Publikum auffordern zu malen? Neu sind nicht alle dieser Impulse. Malwettbewerbe haben Kindertheater schon lange im Repertoire.

Hamburger Kindertheatertreffen 2014 im Fundus Theater

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