Schülerkritik

Moby Dick (Thalia Theater)

Thalia Theater

Eine blutige Wasserschlacht! Donner und Blitz! Das ist eine der Stellen, wo die Schauspieler sich mit Wasserflaschen nassspritzen. Ein Wasserschauspiel, das man selten in einem Theater zu sehen bekommt. Eine nasse Angelegenheit, auf jeden Fall für die ersten zwei Reihen, die mit Regencapes ausgestattet sind. So etwas hätte man nicht in einem am Anfang so zäh beginnenden Stück erwartet.

Antú Romero Nunes beschreibt in seiner Inszenierung das Abenteuer des Menschen im Kampf mit seinem Schicksal. Viele Seemänner flüchten vor ihrer Melancholie, die sie an Land fest im Griff hat, zur Seefahrt. Sie heuern auf dem Walfänger „Pequod“ an und begegnen dort Kapitän Ahab, der sein Bein im Kampf mit dem weißen Wal verlor. Wütend will Ahab seitdem das ungeheuerlichste Wesen der Meere besiegen und verpflichtet seine Männer, das Übel endgültig aus der Welt zu schaffen. In dieser Bühnenbearbeitung des Romans geht es auch um die Bedeutung des weißen Wals.

Dass der Walfang ein blutiges Geschäft ist, wird in dieser Inszenierung besonders deutlich. Drei Mal erlebt der Zuschauer das Erlegen eines Wales durch die Crew, die die eingeübten Abläufe von Mal zu Mal schneller wiederholt. Dabei kommen die Schauspieler fast ohne Requisiten aus: Sie rudern ohne Boot, stechen ohne Lanzen und töten ohne Wal. In dem Stück gibt es kein Bühnenbild, sondern nur die einfachen Theaterwände. Dieses „Bühnenbild“ ist aber gut gewählt, da es durch die schwarzen Wände sehr dunkel und bedrückend wirkt.

Besonders faszinierend sind die endlosen Monologe von Jörg Pohl über den Wal. Sie sind jedoch nicht so langweilig, wie es sich anhört, denn sie sind sehr lustig gestaltet. Außerdem gibt es in diesem Stück keine richtige Rollenverteilung: Kapitän Ahab wird von den acht Schauspielern gleichzeitig gesprochen. Diese Synchronpassagen wirken sehr eindrucksvoll. Am Ende des Stückes kommen viele andere Schauspieler auf die Bühne, die in den unterschiedlichsten Sprachen reden. Dies wirkt sehr verwirrend. Das Stück hört nach ca. zweieinhalb Stunden mit einem fantastischen Lichterspiel auf. Dieses Stück ist nicht nur etwas für Abenteurer, sondern etwas für jedermann!

Philine Stötzner
Niels-Stensen-Gymnasium, 8c

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