Das Thalia Theater präsentiert das Theaterstück „Moby Dick“ nach der Romanvorlage von Herman Melville, inszeniert von Antú Romero Nunes. Ahab, der Kapitän des Walfangschiffes namens „Pequod“ will Rache an dem weißen Wal Moby Dick nehmen, der Schuld daran hat, dass er nur noch ein Bein besitzt und für den Rest seines Lebens mit einem künstlichen Bein gestraft ist. Zusammen mit seiner Mannschaft, die aus furchtlosen Männern besteht, will er den Wal zur Strecke bringen. Eine gnadenlose Jagd auf Moby Dick treibt ihn in seinem grenzenlosen Hass über die Weltmeere und seine Besessenheit schließlich in den Tod.
Erwartet der Zuschauer als Bühnenbild für diese Roman-Inszenierung etwa ein großes Schiff oder eventuell auch einen aus Pappmasche nachgebildeten Wal, so wird er enttäuscht – hier ist seine Vorstellungskraft gefordert und er muss seiner Fantasie freien Lauf lassen. Der Regisseur inszeniert auf einer leeren Bühne mit einfachen Mitteln, wie z. B. Eimer, Nebelmaschinen und Flaschen, gefüllt mit Wasser und Blut. Mit Hilfe von Donnerblechen simulieren die Darsteller das Unwetter auf dem Ozean. Überhaupt übernehmen die Schauspieler verschiedene Aufgaben: Das Schiff wird von der Crew dargestellt, den Wal muss man sich vorstellen, das Wasser des Meeres spritzen die Protagonisten sich mit Eimern gegenseitig in die Gesichter. Sehr beeindruckend ist es, wenn Kapitän Ahab spricht, denn hier bedient sich der Regisseur ebenfalls eines interessanten Gestaltungsmittels: Kapitän Ahabs Dialoge werden „unisono“ von der Mannschaft gesprochen. Dies hat einen gewünschten bedrohlichen, eindringlichen und beschwörenden Effekt.
Vielleicht mag diese Inszenierung nicht jedermanns Sache sein, aber Stellen zum Lachen gibt es auch. Es ist ein gelungener, mutiger Versuch, diesen klassischen Roman auf diese Art so abstrakt und modern zu inszenieren.
Sophie Schulze
Niels-Stensen-Gymnasium, 8c