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Ihr Lieben, viel zu weit entfernten

Die Briefe der Louise Jacobson
Ihr Lieben, viel zu weit entfernten

Sabine Dahlhaus und Judith Compes lesen Briefe der 18-jährigen KZ-Insassin Louise Jacobson

Text: Angela Dietz | Foto: Ellen Coenders

Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Viele Millionen Menschen in Europa wurden umgebracht, verloren ihr Leben unter der Gewaltherrschaft, im Krieg. Rund sechs Millionen europäische Juden wurden vernichtet. In Hamburg finden aus diesem Anlass zahlreiche Veranstaltungen während der Woche des Gedenkens statt.

Kirschkern & COMPES führen die szenische Lesung der Briefe gleich viermal an unterschiedlichen Stätten in Hamburg auf. Die 18-jährige Louise Jacobson lebt im besetzten Paris des Jahres 1942. Eines Tages wird sie festgenommen und kommt zunächst ins Gefängnis – ein Missverständnis, wie sie glaubt. Doch es kommt noch schlimmer. Im Februar 1943 wird sie im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht.

Während der Gefangenschaft schreibt sie Briefe an den Vater, an die Schwester. Das junge Mädchen schreibt von Frisuren und Philosophie, von der Klugheit und der Schönheit einer neu gewonnenen Freundin. Sie schildert, wie sie sich das Sommervergnügen der zurückgelassenen Freundinnen in Paris vorstellt und rügt den Vater liebevoll für unpassende Geschenke in den Päckchen.

Sabine Dahlhaus und Judith Compes lesen aus Louises Briefen, dazwischen einige wenige des Vaters. Sie tun das mit der gebotenen Zurückhaltung. Kein falscher Ton, keine aufgezwungene Betroffenheit bedrängen das Publikum.

Die beiden Schauspielerinnen probieren mit der szenischen Lesung der Briefe jetzt neue, musikalische Wege. Premiere war am 7. November 2012. Gleich zwei, dazu noch völlig unterschiedliche, Musikerformationen begleiten die Lesungen. Im Kulturhaus Eppendorf und im Stavenhagenhaus begleiten die feinfühligen Kompositionen des Hang & Bass Project (Stefan Wiegand und Lars Kröger) die Briefe. Im Goldbekhaus sind die jugendlichen Steilshooper Rapper von OSA (One Step Ahead) dabei. In ihren Songs berichten sie von ihren ganz eigenen Erfahrungen mit Krieg und Ausgrenzung.

Schauspielerin Judith Compes ist überzeugt davon, dass Musik und Lesung zusammen „funktionieren“. Während Schlagzeuger und Hang-Spieler Wiegand schon sehr viel Erfahrung mit Theatermusik u. a. als Komponist hat, ist die Kooperation von kirschkern & COMPES mit den Rappern ein Debut. „Astrid Jawara vom Goldbekhaus hatte die Idee“, erzählt Judith Compes. Für Rapper Jan war die Frage, ob es wichtig ist, sich zu erinnern, überhaupt keine, so Compes. Es schien ihm völlig selbstverständlich. „Er konnte sofort was mit den Texten anfangen.“ Gespannt darf man auf beide Begegnungen sein und darauf, ob die Rapper junges Publikum anziehen.

17.1., 20 Uhr, Kulturhaus Eppendorf / 8.2., 19 Uhr, Goldbekhaus
10.2., 20 Uhr, Stavenhagenhaus / 13.2., 11 Uhr, Ella Kulturhaus Langenhorn

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