Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Tandera-Theater
„Frieda und Frosch“ konnten keine großen Sprünge machen. Sie waren nicht, wie angekündigt – gemeinsam mit ihrer Spielerin Gabriele Parnow-Kloth vom Tandera-Theater – am zweiten Tag des Hamburger Kindertheatertreffens zu sehen; krankheitsbedingt musste der Spielplan des Festivals kurzfristig verändert werden. Stattdessen spielte Dörte Kiehn, ebenfalls vom Tandera-Theater, „Wo ist Inga?“.
Wer ist Inga? Die jüngere Schwester von Britta, die sich definitiv keine kleine Schwester gewünscht hat. Doch nun ist sie da und nichts mehr wie vorher. Ok, einen Gefallen würde Britta Mama ja tun und kurz auf das Baby aufpassen, doch was soll sie mit ihm spielen? Vor dem gemalten Bild erschreckt es sich und hüpfen kann es auch nicht. Aber verstecken spielen geht: Britta versteckt Baby Inga so gut, dass Mama nach ihrer Rückkehr richtig lange suchen muss.
Britta wünscht sich zurück in die Zeit, als sie mit Papa und Mama allein war, doch stattdessen wächst das Baby und kann irgendwann sprechen, laufen und sogar noch viel besser stören. Und Inga lernt schnell: Sie kann sich nun schon ganz alleine verstecken. Das gelingt ihr in einem Wald perfekt; selbst nach Ende des Spiels findet sie niemand, auch nach Einbruch der Dunkelheit und einer stundenlangen Suchaktion bleibt Inga verschwunden. Um irgendwann doch triumphierend aufzutauchen: „Das war ein gutes Versteck, oder?“
Tapfer versucht die große Schwester, sich mit dem kleineren Übel anzufreunden. Das erweist sich jedoch als besonders schwierig, wenn die unsensible Tante zu Besuch kommt und die vermeintlich Große mit blöden Buntstiften beschenkt, während die Kleine eine Puppe bekommt – mit langen blonden Haaren und Klimperaugen! Sie heißt Bella. Und als Inga mit Britta Friseur spielen möchte, entpuppt sich Bella als beste Kundin …
Unter der Regie von Anne Swoboda lässt Dörte Kiehn in 45 Minuten Jahre eines Geschwisterlebens sehr einfühlsam lebendig werden. Britta und Inga sind zwei strubbelige Puppen, die sofort zu Schwestern der Zuschauerzielgruppe werden. Je nach Alter identifizieren sich die Kinder im Publikum mit der Älteren oder Jüngeren – und kommentieren, was wirklich gemein ist oder eben richtig gut! Am Ende sitzt die Puppenspielerin über einem Blatt Papier und schreibt als Britta einen Brief an ihre Schwester Inga – zum 38. Geburtstag. Und ein Geschenk legt sie ins Päckchen: eine Puppe mit langen blonden Haaren. Sie heißt Bella.