Text: Hans-Peter Kurr | Foto: Bo Lahola
Lieber Peter Bause!
Schon merkwürdig, dass ein Kollege dem anderen Kollegen einen beruflichen „Liebesbrief“ schreibt. Aber: Nach allem, was wir nach der Wende, deren Vorlaufzeit Du in Deinem Rotwein-Programm so gekonnt apostrophierst und persiflierst, miteinander erlebt haben, erscheint mir dies die beste Form, Deinen kabarettistischen Abend zu würdigen:
Einer der – was Logistik angeht – geschicktesten Theaterleiter Hamburgs, Axel Schneider, hat – obwohl damit beschäftigt, diverse Theater zu leiten sowie die Götz-Festspiele in Jagsthausen – seit Jahren nie die Mühe gescheut, Dich an seine Häuser zu binden: Du hast in Altona und an der Hartungstraße unendlich viele Rollen gespielt, vom Galileo bis zum Lear und dieser hinreißenden Produktion „Die Judenbank“ und vieles mehr. Du bist erfreulicherweise stets wieder aus Deiner aktuellen Heimat Berlin zurückgekehrt an die Elbe und jetzt dies: Ein Kabarett unter dem Titel „Wie trinkt man einen Rotwein?“, das in rund 90 Minuten die gesamte politische Geschichte der ehemaligen DDR, innerhalb derer Du als Mitglied des Brecht-Ensembles tätig warst, herrlich komödiantisch kommentiert.
Du hast Dich an diesem Abend wieder einmal als Humanist erwiesen, der seine Skepsis und Kritik an der gesellschaftlichen Problematik unserer Zeit im Brechtʼschen Sinn humorvoll und unterhaltend zu präsentieren weiß, denn Du verstehst es, das Unheil und die Schwächen unserer Zeit anhand von Parabeln darzulegen. Und da Du nicht glaubst, dass deren gefährliche Konsequenzen in Tragödienform kritisiert werden können, nutzt Du die Form der makabren Komödie (sprich: des Kabaretts), von der Du – als alter „Brechtianer“ nicht verwunderlich – glaubst, dass sie eine nachhaltigere Wirkung auf den Zuhörer ausüben kann als die sinistre Tragödie.
Gratulation und Chapeau! Dein Hans-Peter
Weitere Aufführungen: 3. und 10. Mai, jeweils 20 Uhr, Hotel Reichshof