Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: LP Maurice
Die Jagdsaison ist eröffnet – ein niedlicher Bär, ein aggressiver Hase und ein Biber vom Typ Manager fürchten im nordamerikanischen Wald um ihr Leben. Doch der Feind kommt nicht von vorn, sondern von oben: Rotbehaarte Aliens landen im Forst der Freunde. Aber sind diese Fremden wirklich gefährlich? „The Season“ spielt eine Stunde lang mit Handpuppen, mit der (englischen) Sprache und der Fantasie des Publikums. Aber vor allem spielt der Kanadier „Socalled“ mit seiner Band Live-Musik aus Pop, Schnulzen und Hip-Hop, während ein Chor von Sängern den Tieren tolle Stimmen leiht. Das 55-minütige Stück ist zum Glück als Kasperletheater zu aufmüpfig, als Musical nicht eingängig genug und als Schauspiel zu anarchisch. Am ehesten ein unterhaltsames Märchen holt es zum Schluss die völlig überflüssige Moralkeule heraus: Wenn wir teilen, ist genug für alle da, selbst wenn Außerirdische uns überrollen. Das hatten Bär und seine wuschelige Geliebte aus dem All zuvor längst geklärt, da sie sich auch ohne gemeinsame Sprache verstanden. Als der Jäger seine Flinte gegen ein Akkordeon eintauscht, endet die Jagdsaison – doch damit auch die Zeit des ungleichen, tierischen Liebespaars: Die Aliens waren nur gekommen, um ein Lied auf die Erde zu bringen – der magisch-poetische Moment! Ein neues Format wurde geboren: das Anti-Musical mit sozialkritischem Kern gegen die Angst vor sogenannter Überfremdung. Das Publikum mochte es sehr!
Sommerfestival noch bis 24.8., Kampnagel, Tel. 27 09 49 49