Text: Sören Ingwersen | Foto: Monika Rittershaus
Viermal hebt sich während er Ouvertüre zu Verdis „Luisa Miller“ in der Staatsoper der Vorhang, um schlaglichtartig wichtige Stationen der Handlung vorwegzunehmen. Die aus einfachen Verhältnissen stammende Luisa liebt Grafensohn Rodolfo, der ihre Liebe erwidert. Graf von Walter will eine unstandesgemäße Heirat verhindern und seinen Sohn mit dessen Cousine verkuppeln. Zu diesem Zweck schmieden er und sein Handlanger Wurm eine perfide Intrige.
Als Tribut an die Opernvorlage, Schillers Trauerspiel „Kabale und Liebe“, inszeniert Andreas Homoki ein Kammerspiel, schlicht, aber leider wenig ergreifend. Bei jedem Szenenwechsel wird die aktuelle „Kammer“ von der nächsten, rechts hereinfahrenden, verdrängt. Nur in ihrer kargen Einrichtung unterscheiden sich die weißen Räume voneinander. Die riesigen Gemälde, die mehrfach auftauchen, und die historischen Kostüme sprechen unfreiwillig aus, wo wir uns befinden: in einer musealen Opernwelt, die zum Hier und Heute wenig zu sagen hat.
Begeistern kann dagegen die Riege der Sänger. Nino Machaidze stattet ihre liebend-leidende Luisa mit einem charakterstarken Sopran aus, im Timbre vielleicht eine Spur zu hart. Ivan Magrì durchmisst als Rodolfo mit schlankem, tragendem Tenor sämtliche Gefühlsregister, während George Petean sich in der Rolle von Luisas Vater moralisch und stimmlich als gleichermaßen integer erweist. Auch für die furios aufspielenden Philharmoniker unter Simone Young gab es einhelligen Jubel und Beifall.
Weitere Aufführungen: 25.11., 19.30 Uhr u. 30.11., 15 Uhr, Staatsoper, Karten 5 bis 98 Euro, Tel. 35 68 68