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Seite Eins

Hamburger Kammerspiele
Seite Eins

Marco (Ingolf Lück) weiß, wie der Hase läuft im Boulevard-Journalismus. Aber auch er verzockt sich mal

Text: Christian Hanke | Foto: Volker Zimmermann

Journalist Marco sinniert über ausgestorbene Worte, gibt sich philosophisch und als Vertreter aus des Volkes Mitte: Das Blatt, für das er schreibt, spricht schließlich aus, was die Leute denken. Oder besser: Was viele lesen wollen, sollte er ehrlicherweise sagen, denn Marco ist ein mit allen Wassern gewaschener Boulevard-Journalist, dem jedes Mittel recht ist, um sein Blatt, insbesondere die Seite Eins, zu füllen. In Johannes Krams Monolog „Seite Eins“, der derzeit an den Hamburger Kammerspielen zu sehen ist, zieht Ingolf Lück in der Rolle des abgebrühten Marco alle Register seiner beachtlichen Schauspielkunst. Exemplarisch zeigt er, wie das so geht, wenn ein Journalist dieses Kalibers eine gute Story wittert, und wie er sie dann auf die Seite Eins hebelt. Die junge Sängerin Lea ist sein Opfer, sie will Karriere machen und ist mit einem „von“ verbandelt, der einer größeren Erbschaft entgegensieht. Lea wird nun nach allen Regeln der schmierigen Boulevard-Schreiber-Kunst per Handy umgarnt und herumkommandiert, bis Marco sie auf der Seite Eins hat. Doch auch der gewiefte Boulevard-Journalist kann etwas übersehen…

Nur mit seinem Handy bewaffnet, plappert Lück, immer in Bewegung, über alles und in alle Richtungen, offenbar immer Herr der Lage. Die Erkenntnisse von „Seite Eins“ sind nicht neu, aber Lück untermauert sie sehenswert.

Aufführungen bis 12. Mai in den Hamburger Kammerspielen

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