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Alberta geht die Liebe suchen

Tandera-Theater im Fundus Theater
Alberta geht die Liebe suchen

Alberta ist gespannt: Weiß der Käfer vielleicht, wo die Liebe sich versteckt?

Texte: Angela Dietz | Foto: Tandera-Theater

„Was ist das, die Liebe?“, fragt Alberta, das Mäusemädchen. Mama Mausʼ Antwort lautet: Das Herz schlägt Purzelbäume, Schmetterlinge flattern im Bauch und die Knie sind wie Wackelpudding.

Im neuen Figurentheaterstück (ab 3,5 Jahren) vom Tandera-Theater, nach dem gleichnamigen Buch von Isabel Abedi, zieht Alberta am ersten Frühlingstag los, die Liebe zu suchen. Bis zum Abendbrot will sie wieder zurück sein. Am Ende hat sie Fred, den lispelnden Meisterdetektiv gefunden. Ein junger Mäuserich, ebenfalls auf der Suche, der auf dem Baum Höhenangst bekommt, aber im Unterschied zu Alberta die Katze nicht zu fürchten scheint.

Die Liebessuche ist anrührend und komisch zugleich. Alberta sucht nämlich überall, unten auf der Erde und oben im Baum. Den Käfern und Raupen jagt sie gemeinsam mit Fred hinterher. Doch sie ist nicht zu finden. Obendrein machen beide Mäuse die Erfahrung, dass das Kribbeln, Wackeln und Flattern auch von ganz anderen Gefühlen herrühren kann, zum Beispiel von Angst. Zum Glück entdecken sie aber schließlich, wie schön es sich anfühlt, wenn sie beide sich treffen.

Die Inszenierung von Gabriele Parnow-Kloth im Fundus Theater steckt voller Witz und Poesie zugleich, ohne die Ernsthaftigkeit der Suche nach Liebe zu leugnen. Schon kleine Kinder lauschten mal gebannt und still, um im nächsten Moment sogar beim Wortspiel „Maus – Fledermaus“ in lautes Gelächter auszubrechen. Da klappen die Ohren der Schneekatze weg und nach und nach immer weitere Teile, um die Schneeschmelze zu zeigen. Alle Register ziehen auch die Spielerinnen Dörte Kiehn und Cornelia Unrauh, immer mit dem rechten Maß, ob sie die Figuren (Marta Olejko) führen oder selbst vorn stehen, ob sie sprechen, singen oder summen.

Die Musik von Karl F. Parnow-Kloth, etwa Klavier und Gitarre aus dem Off, ist stimmungsvoll und unterstreicht das poetische Moment. Jedes Tierchen hat sein eigenes, gut wiederzuerkennendes Summ-Motiv. So kann Alberta erstaunt entdecken, dass im Schmetterling die Raupe steckt.

Das Bühnenbild (Cornelia Unrauh und Henning Schulze) ist so raffiniert wie einfach. Die Welt von Alberta ist eine Scheibe. Eine Scheibe mit Schlitzen, die sich zu Reihen drehen lassen, in denen die Käfer und Schmetterlinge, Alberta und Fritz, wie in einer Ackerfurche auftauchen, wieder verschwinden oder herausfliegen. Die Scheibe verwandelt sich ebenso schnell in ein Tableau wie der Rand als Sitzplatz oder Abflugrampe dient. Einige zusätzliche Bauten, ein Baum, eine Hinterwand mit Tuch, die dem Gesamtbild durch das Licht Raumtiefe verleiht, erlauben ein abwechslungsreiches Bühnenspiel. Jeder Handgriff beim Umbau, den die Spielerinnen immer wieder sichtbar und ins Spiel integriert ausführen, sitzt.

Mit „Alberta geht die Liebe suchen“ ist dem Tandera-Theater wieder eine wunderschöne Inszenierung für das jüngste Theaterpublikum gelungen.

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