Apropos ... / Kolumne

Alles Logo – oder was?

Text: Sören Ingwersen

Der Haifisch mit den scharfen Zähnen, der als stempelartiges Emblem auch auf einer schmutzigen Hauswand in der Schanze nicht aufgefallen wäre, hat ausgedient. An seine Stelle tritt ein schnörkelloses D, von einem soliden Kreis umgeben, ähnlich dem Landeskennzeichen für PKW. Was möchte Intendantin Karin Beier mit dem neuen Logo des Deutschen Schauspielhauses signalisieren? Dass aus einer bissigen Kulturbrutstätte nun ein braver Sonntagsfahrer wird? Sicher nicht.

Spielerisch ist es gemeint und man soll darüber stolpern – wie der Schreiber dieser Zeilen es tat. D steht für das Deutsche, klar. Aber wofür steht Deutschland? Was verstehen wir heute unter deutscher Kultur, die ja ganz wesentlich von Menschen mit internationalen Wurzeln geprägt wird? Fragen, die ein Theater stellen darf und soll – zumal eines, das die Landesbezeichnung im Namen trägt.

Aber noch eine typografische Veränderung geht mit der neuen Intendanz einher: Bitte bei jedem Anschreiben an das Haus in der Kirchenallee peinlichst darauf achten: Deutsches Schauspielhaus schreibt sich jetzt in einem Wort mit vier Großbuchstaben: DeutschesSchauSpielHaus! Oder – wer auf die Ortsbezeichnung Wert legt: DeutschesSchauSpielHausHamburg. Richtig modern ist das, ist dieses immer mehr um sich greifende Zusammenziehen von Worten, die eigentlich ein Anrecht auf Eigenständigkeit haben, doch aus einem digitalen Manko entstanden: Manche Systeme, Skripte, Protokolle etc. können einfach nicht mit Leerzeichen umgehen. Was also möchte uns diese NeueSchreibWeiseDesDeutschenSchauSpielHauses mitteilen? Dass das Theater endlich im Internetzeitalter angekommen ist? Da können wir als Online-Magazin nur sagen: Herzlichen Glückwunsch!

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