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Bette & Joan

Ernst Deutsch Theater
Bette & Joan

Zickenkrieg am Schminktisch: die Hollywood-Ikonen Bette Davis (Manon Straché, r.) und Joan Crawford (Desirée Nick)

Text: Christian Hanke / Foto: Oliver Fantitsch

Zwei Stars, zwei Garderoben, zwei Karrieren – und Zickenkrieg pur. In Anton Burges Stück „Bette & Joan“ aus dem Jahr 2011 drehen zwei Diven denselben Film und rasseln ständig aneinander: auf der einen Seite Joan Crawford (1908-1977), immer perfekt gekleidet, das klassische Starlet mit hohem Regisseurverschleiß; auf der anderen Seite Bette Davis (1908-1989), gelernte Schauspielerin, burschikos, auf ihr Können und nicht aufs Äußere konzentriert. Zwei Hollywood-Ikonen  zeigt Burges in seinem Stück, die unterschiedlicher nicht sein könnten,   die aber auf ganz verschiedene Weise den Drang nach weiblicher  Selbständigkeit im harten männerbeherrschten Filmbusiness der 1920er bis 1960er Jahre verkörpern.

Joan Crawford hat sich aus armen Verhältnissen über die Besetzungscoach in die Glamourwelt des Films hochgeschlafen. Dort angekommen, verkauft sie mit eiserner Disziplin das perfekte Kunstprodukt Joan Crawford: der entrückte Star von äußerer Vollkommenheit. Ganz anders Bette Davis: eine Schauspielerin, die nur durch ihre Fähigkeiten Starruhm erlangt, schimpfen kann wie ein Bierkutscher und mit Regisseuren Drehpläne festlegt. Eines aber haben beide gemeinsam: sie dulden niemanden neben sich.

In einem Film aber mussten sie doch einmal zusammen spielen: „Whatever Happened to Baby Jane?“ von 1962. Die inzwischen mittelaltrigen Damen waren auf ein Comeback angewiesen.

Während der Dreharbeiten zu diesem Horrorstreifen über zwei Schwestern, die sich gegenseitig quälen, erzählen die beiden Damen in ihren Garderoben beim Schminken, Pudern und Ankleiden aus ihrem Leben. Wenn sie sich in der einen oder anderen Garderobe einmal begegnen, fliegen die Fetzen. Andere Begegnungen gibt es nicht. Bette Davis akzeptiert Joan Crawford nicht als Schauspielerin, für die wiederum hat Kollegin Bette keinen Stil. Mit Manon Straché (Bette) und Desirée Nick (Joan) hat Regisseur Folke Braband die ideale Besetzung gefunden. Straché weist ihre ungeliebte Mitspielerin hemdsärmelig rüde zurecht, während diese versucht, die Konkurrentin mit Geschenken zu umgarnen. Eigentlich wäre sie gern deren Freundin. Doch immer wenn´s um berufliche Erfolge geht, kennen beide keine Gnade. In Bezug auf die Qualität ihrer Filme, Oscars, Beziehungen zu Regisseuren und Mitspielern – da sind die beiden ganz unterschiedlicher Meinung und ziehen über die jeweils andere her. Beispiel Bette: „Ich sage immer, ich spiele Schlampen, weil ich keine bin. Aus demselben Grund spielt sie feine Damen.“ Joan gibt einen Einblick in die wahren Beweggründe ihrer Ruhmessucht: „Ich brauche es, geliebt zu werden. Meine wunderbaren Fans sind meine Überlebensgarantie.“

Trotz einiger Längen im ewigen Garderoben-Hin-und-her ist es dank der beiden Darstellerinnen ein unterhaltsamer Abend mit intimen Einblicken hinter die Kulissen Hollywoods.

Aufführungen bis 10.7., Ernst Deutsch Theater

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