Text: Hans-Peter Kurr | Foto: Jennifer Rettenberger
Das B & M Theater Hamburg, ein Zusammenschluß von Absolventen der Schule für Schauspiel unter der Leitung von Geeske Hof-Helmers, zeigte in der „Burg“ am Biedermannplatz seine erste Arbeit: Eine Polit-Revue mit dem spannenden, doppeldeutig aus dem Lateinischen abgeleiteten Titel „Bonus und Mala“; im Handlungsablauf wird dann klar, dass es sich um Eigennamen handelt, von Bernard Asche mit Musik von Thomas Jahn, Niels F. Hoffmann, René Mense und Hanns Eisler.
Die thematische Mixtur beschäftigt sich auf vielfältige Weise mit aktuellen Problemen aus Wirtschaft und Politik in unserer mitteleuropäischen Gesellschaft. Das tun gegenwärtig viele, vor allem freie Truppen, darin liegt nicht die eigentliche Qualität des Abends. Sie finden wir vielmehr in dem sorgfältig besetzten Ensemble überdurchschnittlich begabter Schauspieler:
Ulrike von Gawlowski sei zuvörderst genannt, weil sie in der Rolle der „Krise“ in sehr unalltäglicher Vielseitigkeit unterschiedliche Figuren mit dezenten, geschmackvollen darstellerischen Mitteln zeigt. Julia Liebetrau als Mala begeistert primär durch ihre sängerische Qualität, ihr Partner Bonus ist der temperamentvolle Christian Hannig, ein Darsteller, dem nuancenreiche Mittel zur Verfügung stehen, derer er sich lustvoll bedient, während der körperbetonte Hüne Jan Katzenberger seine als Staat apostrophierte Rolle vor allem mit körperlichen Fähigkeiten zu gestalten sucht.
Nicht zuletzt: Die zwei Clowns des Abends, Jörg Meincke und Tim Drexler, bedienen sich zirzensischer Mittel. Ihr Zwillings-Rollenverständnis, aus der Manege entliehen, kann auch auf der Guckkastenbühne entzücken. Eine Handlung ist nicht zu erzählen, weil sich in der Revue abwechslungsreich Nummer an Nummer reiht.
Was ist nun von dieser originellen Uraufführung in der Inszenierung von Melek Erenay in toto zu halten? Hält sie die heitere Tragik durch? Es ist teuflisch schwer, mit unserem nicht auf grazile Leichtigkeit trainierten deutschen Geist Derartiges darzustellen! Aber hier ist es interessant und zeitweilig belustigend zu beobachten, wie Schnelligkeit, Behändigkeit, Durchsichtigkeit zu einem intellektuellen Vergnügen durchaus sublimer Art führen. Und zu staunen ist über die Kombination von Witz und Gehalt.