Text: Sören Ingwersen | Foto: Brinkhoff/Mögenburg
Sie darf im Opernrepertoire nicht fehlen: George Bizets Dauerbrenner „Carmen“. Jens-Daniel Herzogs Neuinszenierung an der Staatsoper fügt sich anschmiegsam und ohne Brüche in das Bild, das man von dieser Femme fatale hat: ein Raubtier in Reizwäsche, das sich selbst von einem wahrhaft liebenden Don José nicht zähmen lässt. Allzu scharfe Zähne hat Elisabeth Kulman in der Titelrolle allerdings nicht, wohingegen ihr sinnlich glühender Mezzo gleichermaßen die Herzen der männlichen Bühnenfiguren und des Publikums erobert. Tenor Nikolai Schukoff braucht eine Weile, um seinem Don José stimmlich festen Halt zu geben, hat sich die Bravo-Rufe am Ende aber redlich verdient. Genau wie die Philharmoniker, die unter der Leitung von Alexander Soddy flott und farbig aufspielen. Schade nur, dass die Regie weitestgehend überraschungsfrei bleibt, keine Wagnisse eingeht und den Figuren wenig Kontur gibt. Dass man Escamillos (Lauri Vasar) Stierkampf im Fernsehen verfolgt, während José Carmen ersticht, gehört da schon zu den originelleren Einfällen. So bleibt diese „Carmen“, was sie leider allzu oft ist: mitreißende Musik in dekorativem Ambiente.
Aufführungen: 26.1., 18 Uhr; 29.1., 19 Uhr; 2.2., 16 Uhr; 7.2., 19 Uhr; 9.2., 18 Uhr; 12.2., 19 Uhr,
Staatsoper Hamburg