Text & Fotos: Sören Ingwersen
Corona ist schlimm, keine Frage. Aber: Endlich hat man mal Zeit zum Ausmisten. Denn in vierzig Jahren sammelt sich vieles an. Gegründet wurde das Fundus Theater 1980 von Sylvia Deinert und Tine Krieg. Zum Jubiläum haben die Theatermacherinnen fleißig im – Nomen est omen – Fundus gewühlt und hunderte von Gegenständen zu einer „Versammlung der Dinge“ zusammengetragen. Kuriose, gewöhnliche, putzige, aber auch scheinbar völlig nutzlose Dinge können Kinder und Erwachsene in dieser interaktiven Ausstellung in Vitrinen und Regalen betrachten, betasten und hinsichtlich ihrer Geschichte befragen. Denn: Jedes dieser Dinge hat bereits eine oder mehrere Rollen auf den beiden Bühnen des Fundus Theaters gespielt und spricht somit seine ganz eigene Sprache.
Auch Kinder und Erwachsene haben oft ihre jeweils eigene Sprache, weshalb eine gemeinsame Verständigung manchmal schwer fällt. „Wahrheit oder Wagnis“, kurz: „WOW“ heißt das Spiel im Rahmen der Reihe „Transgeneratoren“, in dem Kinder und Erwachsene sich gegenseitig Fragen stellen und Instruktionen geben, die per Video eingespielt werden. Eine Herausforderung für beide Seiten, bei der auch Mut gefordert ist. Sowohl an der Ausstellung „Versammlung der Dinge“ als auch an dem Generationen-Match „WOW“ können Besucher bereits am Jubiläumswochenende (12. und 13. September) teilnehmen, mit dem die neue Spielzeit im Fundus Theater beginnt. Die verspricht aber noch einiges mehr.
Neben Eigenproduktionen wie „Zucker“, „Das Blaue vom Himmel“ und „Mehr Licht“ darf man sich auf vier Gastspielpremieren der freien Hamburger Kindertheaterszene freuen: die Tanzperformance „Falten“, die neue Sichtweisen auf den Körper und die Dinge der Umgebung eröffnet, das philosophische Tanzstück „Der Tiger und du“, das die Beziehung zwischen Kind und Tier erforschen möchte, die Produktion „Neuland“, die mit digitalen Mitteln einen Fluchtweg aus Syrien erkundet, sowie das Theaterstück „Luca“, mit dem das Duo „kirschkern Compes & Co.“ gemeinsam mit den Zuschauern tief in die Ursuppe eintaucht, um zum Ursprung des Lebens vorzudringen.
Wie künstlerisches Leben spontan auf der Bühne oder an sonstigen Orten entstehen kann, erfahren die Teilnehmer der zweitägigen Forschungswerkstatt „Meine allererste Kunstaktion“, angeleitet von drei Performance-Künstler*innen aus London. Erstmals können hier auch Erwachsene mitmachen. Und auch die vier Performances des dänischen Projekts „Live Art“ von denen zwei im Fundus Theater und zwei auf Kampnagel stattfinden, zeigen, wie sich mit den Mitteln der Kunst die Welt erforschen lässt. Eine Welt, die immer noch mit dem Corona-Virus kämpft, dem sich natürlich auch das Fundus Theater anpassen muss. Mit „Eine Klasse für sich“ hat man ein Format erarbeitet, mit dem auch Schulen das Theater sicher besuchen können. Aber was hilft es, wenn außerschulische Unternehmungen zurzeit grundsätzlich untersagt sind? „Dieses Verbot muss aufgegeben werden!“, fordert Tine Krieg. Mit diesem Appell will man sich auch an die Schulbehörde wenden.