Text: Christian Hanke | Foto: Sinje Hasheider
Auf zur fröhlichen Gesangsstunde ins Ohnsorg-Studio! Auf der neuen kleinen Zweitbühne des beliebten niederdeutschen Theaters wird derzeit „De Chorproov“, eine Farce von Dietmar Bittrich, gespielt. Bei dieser für den Chor „De Gesangsfrünn“ so wichtigen Probe darf aus voller Kehle mitgesungen werden! Am Eingang bekommt das Publikum die Liedertexte ausgehändigt, fein säuberlich getrennt nach den Stimmlagen Sopran, Alt, Tenor und Bass. Denn, das wird zu Beginn der Inszenierung von Ohnsorg-Star Sandra Keck sofort klar: Die Zuschauer bilden die Masse des Chors, deren langjährige Mitglieder erst nacheinander auf der Bühne eintrudeln. Tenor Klaus Hülsing, der von einem Einspringen für Pavarotti und Co. träumt, Sopran Gisela Bockelmann, die nicht mit ihren Reizen geizt, Altsängerin Barbara Tacke, mehr mit Stricken und Schokoladeessen als mit den Noten beschäftigt, und – zu spät wie immer – Oldie Heinz Koch (Bass), dessen schwache Blase die Kollegen auf eine sehr harte Probe stellt. Schließlich rauscht Dirigent Werner Weber herein, hektisch, schwitzend, und verkündet sensationelle Neuigkeiten. „De Gesangsfrünn“ sind vom Bürgermeister zu dessen 60. Geburtstag engagiert worden. Als Belohnung winkt den Chormitgliedern eine Reise in die Karibik. Die Chorprobe entwickelt sich vor diesem Hintergrund zu einer von manchen Hindernissen getrübten, aber stets fröhlichen Angelegenheit. Denn die zehn Lieder des Programms stehen im Vordergrund – und damit auch das begeistert einstimmende Publikum. Insbesondere die älteren Zuschauerinnen sind mit vollem Einsatz dabei, wenn die alten Weisen, ihnen aus früheren Tagen offenbar bestens bekannt, angestimmt werden. So wird das eher dünne Stück zum Publikumserfolg, weil die Inszenierung mehr tatsächliche Chorprobe als feine Theaterkunst ist. Am Ende verließ das Publikum vom Gesang beseelt den Raum, und Horst Arenthold, der den stets missgelaunten Dirigenten spielt, strahlte zum ersten Mal an diesem Abend.
Bis 5. Juni, 19.30 Uhr, Ohnsorg-Studio im Ohnsorg-Theater, Heidi-Kabel-Platz 1, 18/11 Euro, Tel. 35 08 03 40