Text: Angela Dietz | Foto: Theater Fata Morgana
„Ich bin prall, so drall und stattlich, ganz nach meinem Geschmack“, singt „Der dickste Pinguin vom Pol“ vergnügt in der Regie von Thomas Esser. Ganz nach dem Geschmack der Hauptfigur von Autor Ulrich Hub sind auch die Fischstäbchen, die er ab und zu aus der Kühlbox angelt. Wenn es nur nicht immer so kalt wär am Pol.
Zunächst klärt Hartmut Fiegen als Pinguin, ob er, der „wirklich tolle Typ vom anderen Ende der Welt“, eher Fisch oder eher Vogel ist. Sein grooviger Gesang ist immer begleitet von Musik, mit einem Fußschalter – weiß wie Eis, versteht sich – hinzugespielt. Lebhaft, gleichwohl mit der notwendigen Steifheit eines Pinguins, spielt Fiegen den sympathischen, schwarz-weißen Gesellen. Das Kostüm von Constanze Böhm sitzt von Kopf über dicken Bauch bis Fuß und lässt dabei genug Bewegungsfreiheit.
Als seine Finger abfrieren – schön komisch und auch für Vierjährige erkennbar als „nicht echt“ – hat er den Schnabel voll von Eis und Schnee. Ein Reisekatalog empfiehlt als warmes Ziel Sardinien. Schon wittert der Dralle ein Menü. Und los gehtʼs auf der Bodentuch-Eisscholle, deren Rand sich in wärmeren Gefilden unmittelbar kleiner falten bzw. schmelzen lässt.
Gut zu erkennen und überzeugend ist die charakteristische Handschrift des Theater Fata Morgana, mit viel Musik von Thomas Esser und einer einfach ausgestatteten schönen Bühne (und vermutlich aufwendiger Tontechnik) von Marcel Weinand.
Mit starkem Rhythmus vom Plektrum-Bass oder mit Akkordeon-Sound, Glockenspiel und Schellenring begleitet, geht es auf die Reise nach Sardinien. Nur wenn die Hauptfigur ihre Situation reflektiert, verstummt die Musik.
Die nicht enden wollenden Logbuch-Eintragungen „Eis“ und „Weiß“ langweilen den Pinguin. Doch immerhin wird es jeden Tag ein wenig wärmer. Nur, wo bleibt Sardinien? Als endlich „vorn, links, rechts, hinten“ nur noch Blau zu sehen ist, macht ein geschmeidiger Bossa Nova die Vorfreude auf Sardinien hörbar.
Eis-Schiff „Scholli“ ist irgendwann geschmolzen, so muss der Pinguin schwimmen. Hochkomisch sind die Geständnisse des Nicht-Schwimmers wie die Träumereien über Sommer, Sonne, Sonnenbrand, die hier nicht verraten werden. Schließlich landet er dann sicher auf dem Trockenen: „Hatschi!“ Ob das Sardinien ist? Eher „Staubinien“.
Am Ende spielt der Pinguin den Kellner, der imaginäre Fischstäbchen und Eistee in vielen Variationen einem imaginären Publikum serviert, bis der gesamte Vorrat aufgefuttert ist. Vergnügt und glücklich bleibt er trotzdem. Hier ist die Geschichte für Erwachsene nicht ganz schlüssig, denn der Vielfraß muss nun ganz ohne Futter auskommen. Und im Verlauf der Aufführung macht er sich durchaus mal Sorgen oder ernsthafte Gedanken. Die Kinder, die die ganze Zeit über hörbar gut gelaunt dem Stück gefolgt sind, scheint es nicht so zu gehen.