Manfred wurde seine Mandarine geklaut. Nun sucht er wutentbrannt den Dieb! Diese Szene aus der theatralischen Versammlung „Der Hamburger Kodex“ von der Regisseurin JuliaHart wird wie eine Fernsehshow aufgebaut und befasst sich mit dem Thema, ob man petzen sollte, sogar wenn man damit seinen besten Freund belastet. Das ganze Stück handelt von der Erstellung eines Regelwerkes, das die Stadt Hamburg in eine bessere Zukunft tragen soll. Dieses wird aber nach 60 Minuten und der eigentlichen Abstimmung und Akzeptanz der Zuschauer, die die Abgeordneten bilden, von einer Revolte, die die Lücken des Regelwerkes aufzeigte, zerstört.
Das Stück wird von drei Erwachsenen und drei Kindern gespielt, die in ihren Rollen Manfred, Leni und Claudia sowie Ute, Friedrich und Anika heißen. Als Basis tragen alle einen Anzug mit einer Krawatte, darunter ein weißes Hemd, blaue Jeans und schwarze Schuhe mit weißen Streifen. Sie bilden die Expertenkommission zum Erstellen des Kodex. Im ganzen Stück wechseln die Schauspieler die Moderatorenrolle und die Kostüme. So treten sie unter anderem auch als Richter oder Anwalt auf. Es wird überwiegend der ganze Raum bespielt, was eine hautnahe und aufregende Vorstellung ermöglicht. Der komplette Raum ist wie ein Parlament aufgebaut. Die Tische sind u-förmig angeordnet. Die Öffnung der Tische bietet Platz für die Bühne, auf der sich ein Rednerpult befindet. Links und rechts sind zwei verschiedene Fahnen im Stil eines Staatsbesuches aufgehängt. Gegenüber der Bühne ist eine Leinwand, auf der mit Hilfe eines Beamers kurze Szenen gezeigt werden. Darüber hinaus wird das ganze Stück mit coolen Soundeffekten und Gesangeinlagen untermalt. Ähnlich wie die am Anfang erwähnte Szene werden viele weitere aufgebaut.
Thema ist: Was ist eigentlich gut und böse? Gerechtigkeit, Entscheidungen, Klauen, ob eigentlich eine Chancengleichheit und ob ein Recht auf Leben besteht. Die daraus resultierenden ethisch-kritischen Fragen sind unter anderem: Ist ein Mörder böser, wenn er mehrere Menschen getötet hat? Oder ist es weniger böse, wenn mehrere Menschen, statt ein einziger, einen Schneeleoparden zum Essen töten, so dass am Ende vom Tier alles genutzt wird?
Das Stück endet mit der Erkenntnis, dass es doch nicht so leicht ist, einen einheitlichen Kodex, dem alle zustimmen, zu erstellen. Die vielen Themen verbinden sich dank der interaktiven Rolle des Publikums und des lustig inszenierten ernsten Themen zu einer amüsante Vorstellung, die nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen erreicht. Gerade die jüngere Generation der Schauspieler kommt so gut zur Geltung, dass auch die Kinder im Publikum zum Theaterspielen inspiriert werden. Einfach mitreißend!
Nils Reichardt
Ida Ehre Schule, 12. Klasse