Text: Sören Ingwersen | Foto: Hamburger Sprechwerk
Lutz und Ellen justieren die Blumenvasen millimetergenau auf den Tisch. Ein Stuhl wackelt und wird ausgetauscht. Es scheint, als wollten die Eltern mit der angeborenen Perfektion ihres Sohnes Alex wetteifern. Alex, der ebenso gut Fußball wie Klavier spielt. Der Klassensprecher, Klassenbester und immer nett und friedlich ist. Und damit nicht nur seinen Vater zur Weißglut bringt, sondern auch den Hass seines Freundes Tobi auf sich zieht.
Die Uraufführung von Tilla Lingenbergs Drama „Der Optimierte“ in der „Wortgefechte“-Reihe im Sprechwerk wirft eine provokante Frage auf: Sind das Streben nach Perfektion und das Aufbrechen ungehemmter Gewalt womöglich zwei Seiten derselben Medaille in einer auf maximale Optimierung ausgerichteten Leistungsgesellschaft? Alex ist im Stück nie als Person, aber immer als Störfaktor im Denken und Handeln der Figuren anwesend. Das kostet Friederike Barthels Regie mit vier überzeugenden Darstellern auf einer fast leeren Bühne wunderbar aus. Leicht macht Lingenbergs Text es dem Publikum allerdings nicht. Im atemlosen Schlagabtausch wiederholungsintensiver Dialoge haftet den Figuren etwas Autistisches an. Das ließe sich optimieren.
Weitere Aufführungen: 5.10., 7.10., 18.11., 14.1., 20 Uhr u. 15.1., 18 Uhr,
Hamburger Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23, 20,50 Euro (VVK), 22 Euro (AK)