Text: Christian Hanke | Foto: Oliver Fantitsch
Eine elegante Dame im silbernen Morgenmantel erwacht in einer Buchstabenlandschaft. Sie fühlt sich erstaunlich gut, verlangt nach ihrem Mann, dem Arzt, wähnt sich in jenem Krankenhaus, in dem sie zuletzt todkrank gelegen hat. Doch nur ein korrekt gekleideter, ihr unbekannter Mann ist anwesend, klettert über die großen und kleinen Buchstaben, die wie hingeworfen kreuz und quer auf der Bühne verteilt sind. Sie ergeben den Namen Hildegard Knef. Die Sängerin und Schauspielerin ist gerade gestorben, und der Unbekannte stellt sich mit dem Namen Mephisto vor. „Der Teufel und die Diva“ beginnen in dem gleichnamigen Stück von Fred Breinersdorfer und Katja Röder, das kürzlich am Ernst Deutsch Theater uraufgeführt wurde, ein spannendes, höchst kurzweiliges Spiel um die Seele der großen Künstlerin, in dem auch die berühmten Lieder der Knef nicht fehlen.
Hildegard Knef bietet sich als Kandidatin für Mephistos Reich durchaus an, wie wir aus ihrer Biografie erfahren, die in den Gesprächen des Teufels mit der Diva nun chronologisch ungeordnet ausgebreitet wird. Sehr zielstrebig hat sie die Höhen des Showbusiness erklommen, erst als Schauspielerin, dann als Sängerin, immer als Diva mit einer faszinierenden Aura, die sofort alle Anwesenden spürten. Doch die Knef bietet Mephisto immer wieder Paroli, verblüfft, überrascht und maßregelt den Teufel, denn sie versteht sich nicht nur auf große Auftritte, sondern achtet auch auf das Kleingedruckte. Und ihre Seele, das stellt die Diva schließlich klar, ist trotz aller mephistophelischen Neigungen nicht für den Teufel bestimmt.
Regisseur Wolfgang Stockmann hat aus dem passablen Text, der Live-Musik einer dreiköpfigen Band und den Songs der Knef einen gut getimeten, sehr unterhaltsamen Mix entwickelt, bei dem ihm mit Judy Winter und Peter Kremer zwei hervorragende Darsteller und mit Peter Schmidt ein glänzender Bühnenbildner zur Verfügung standen. Insbesondere Judy Winter verzaubert mit Witz, Schlagfertigkeit und den unvergessenen Liedern der Knef. Wieder eine Riesenrolle für die große Schauspielerin. Peter Kremer, nicht unbedingt der diabolische Typ, begeistert dennoch mit teuflischer Raffinesse. Ein großer Abend um eine der bekanntesten deutschen Künstlerinnen. Das Premierenpublikum bedankte sich mit Standing Ovations.