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Der Vorname oder Zu Gast bei guten Freunden

Deutsche Erstaufführung im Schauspielhaus
Der Vorname

Hier geht's dem Gast an den Kragen: Janning Kahnert und Markus John

Text: Hans-Peter Kurr | Foto: Kerstin Schomburg

Ein weiterer Erfolg auf dem „Spielfeld“ des Deutschen Schauspielhauses: Die erkennbar auf den Spuren Edvard Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ daherstapfende schwarze Komödie „Der Vorname oder Zu Gast bei guten Freunden“, deren zunächst vergnüglicher Auslöser der Streit über den Vornamen eines ungeborenen Kindes ist. So etwas können im europäischen Autorenkreis nur Franzosen verfassen, hier die zwei Filmdrehbuchschreiber Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, die den Premierenabend an der Kirchenallee mit ihrer Anwesenheit zierten und, gemeinsam mit dem einfallsreichen Regisseur Christian Brey, seiner erfinderischen Bühnen- und Kostümbildnerin Anette Hachmann und einem vorzüglichen fünfköpfigen Schauspielerensemble den stürmischen Schlussapplaus entgegennahmen.

Was geschieht? Aus der Feder des ehemaligen Schauspielhaus-Chefdramaturgen Michael Propfe, der dem Komödienteam diesmal als Produktionsdramaturg seinen erheblichen Erfahrungsschatz beisteuerte, liest sich das folgendermaßen:

„Ein gemütlicher Abend in der Wohnung des Literaturprofessor Pierre Garaud und seiner Frau Elisabeth. Zu Gast sind Elisabeths Bruder Vincent mit seiner schwangeren Frau Anne sowie Claude, Musiker und Freund seit Kindertagen. Am Ende gleicht ihr Beziehungsgeflecht einem Trümmerfeld, ebenso wie die Wohnung, die übersät ist von den Resten eines marokkanischen Buffets …“

Die herrlichen Menschengestalter, die diesen Abend durch ein nicht boulevardeskes Niveau adeln, sind als Protagonisten des Hauses an der Kirchenallee längst bekannt: Katja Danowski, Ute Hannig, Janning Kahnert, Stephan Schad. Ihnen galt zuvörderst der gewaltige Applaus. Besonders genannt werden aber muss Markus John, den wir bisher in großen klassischen Rollen wie Götz, Lear, Ödipus bewundern durften. Aber dieser Riese kann auch federleicht Komödie spielen, als schwebe er die 100 Minuten, die diese Theaterrarität währt, ununterbrochen zehn Zentimeter über dem grellfarbigen Bühnenboden. Meisterhaft!

Am 9. und 17. November sowie am 1. und 25. Dezember 2012 jeweils um 20 Uhr

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