Text: Christian Hanke / Foto: Oliver Fantitsch
William Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ ist eines der umstrittensten Stücke des großen englischen Dramatikers. Wird hier doch eine selbstbewusste, junge Frau, die als zänkisch gilt, von einem ebenso selbstbewussten Mann in klassischer Macho-Art überrumpelt, geheiratet und durch Essens- und Schlafentzug „gezähmt“. Doch wer das Stück genau liest, stellt fest: Hier begegnen sich zwei Gleichgesinnte auf Augenhöhe, lieben sich.
Volker Lechtenbrink, der die Komödie jetzt am Ernst-Deutsch-Theater inszenierte, hat genau gelesen. Katharina, „die Widerspenstige“, und der freche Petruchio sind am Ende seiner Version ein bestens harmonierendes Paar – im Gegensatz zu Katherinas heiß begehrter, weil ach so sanftmütiger Schwester Bianca und deren stolzem Gatten Lucentio, denen, so kann man vermuten, schwere Eheturbulenzen bevorstehen.
Bis es soweit ist, müssen Shakespeare- und auch andere Theaterfreunde ganz tapfer sein. Denn Lechtenbrink greift kräftig in die Klamotten- und Kalauerkiste, kürzt den Shakespeare-Text fast bis zur Unkenntlichkeit und erfindet sogar eine Rahmenhandlung der ganz billigen Sorte. Ein Tourneetheater spielt „Der Widerspenstigen Zähmung“. Doch zu einer Vorstellung kommen die Schauspieler nicht. Streiken womöglich? Das Hinterbühnen-Personal, das den Text aus dem ff kennt, bietet sich an, das Stück zu spielen, und der verzweifelte Regisseur willigt schließlich ein. Natürlich läuft es zunächst nicht rund. Inspizient, Techniker, Souffleuse verhaspeln sich, verpassen Auftritte, tragen falsche Kostüme. Die Shakespeare-Komödie verkommt zum Objekt eines anderen Lustspiels, in dem schon oft gesehene, einfache Gags bemüht werden. Immerhin: die Neu-Darsteller kommen bald besser ins Stück. Doch das Billig-Niveau bleibt. Shakespeare wird mit Komik und Gesangseinlagen aus der Klamottenkiste durchsetzt. Nur zuweilen bricht sich die Komik des arg gestutzten Originaltextes Bahn. Das Ende versöhnt und die Auftritte des Hauptpaares, Sabrina Ceesay als temperamentvoll-deutliche und liebende Katharina und Andreas Christ in der Rolle des rüpeligen, von seiner Katharina begeisterten Petruchios.
Aufführungen: 21. April, Ernst Deutsch Theater