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Die arabische Prinzessin

Opera Stabile
Die arabische Prinzessin

Auf Rettungsmission: Ali (Marlene Sander, vorne) und der Kinderchor wagen sich in die Höhle des Vergessensfürsten

Text: Sören Ingwersen | Foto: Matthias Baus

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. So ergeht es auch Prinzessin Amirah, als sie den ungehobelten Fischer Jamil kennenlernt. Der junge Mann kann herzergreifend singen, sieht aus wie ein Adonis, ist aber leider schrecklich dumm. Also muss vor der Hochzeit noch kräftig gebüffelt werden.

Für die Kinderoper „Die arabische Prinzessin“ hat Autorin Paula Fünfeck ein orientalisches Märchen herangezogen, während Dirigentin Anna-Sophie Brüning einen kleinen musikalischen Schatz gehoben und Ouvertüren, Kantaten, Chor- und Kammermusik des nahezu unbekannten spanischen Komponisten Juan Crisóstomo de Arriaga neu arrangiert und passgenau auf das Stück zugeschnitten hat. Arriaga starb 1827 in Alter von nur 20 Jahren und hat ein schmales Œuvre hinterlassen, das stilistisch zwischen Mozart und Haydn steht und mit bestechendem Melodiereichtum aufwartet.

2009 unter dem Titel „Die Sultana von Cádiz“ als Projekt der Daniel Barenboim Stiftung in Ramallah uraufgeführt, ist das Pasticcio nun im Rahmen der Reihe Opera Piccola auch in der Opera Stabile der Staatsoper Hamburg zu erleben, wo Anja Bötcher-Krietsch das knapp 80-minütige Stück mit einem Sänger-Darsteller-Team von fünf Erwachsenen und zehn Schülern inszeniert.

Auf dem erhöhten Felsenimitat in rechten Teil der sandfarbenen Bühne lässt ein Kind sich von Tante Safah (Kirsten Blanck) eben jenes Märchen erzählen, das weiter unten gespielt wird: Amirah und Jamil feiern bereits ausgelassen ihr Hochzeitsfest. Die leidenschaftlich aufblühenden Stimmen der Liebenden gehören Sopranistin Narea Son und Tenor Sascha Emanuel Kramer – beide Mitglieder des Internationalen Opernstudios.

Doch das Glück ist kurz und hat ein jähes Ende, als die Prinzessin den Gemahl ohne Böswilligkeit an sein ärmliches Fischerleben von früher erinnert, was Jamil so verletzt, dass er seine Braut verlässt, um fortan in Bannkreis des „schillernden Vergessensfürsten“ ein stummes Dasein zu fristen. Schlimm genug, dass Amirahs Gattenwahl auf eine so verklemmte Mimose fiel, setzt sie nun auch noch ihr Leben daran, den gekränkten Spielverderber aus den Klauen des Vergessensfürsten zu befreien. Schön fies, aber auch komisch: Kai Teschner als lispelnde Fliege unter einer Höhlendecke aus Silberlametta.

Spätestens hier bekommt die Geschichte, die wie ein zusammengeflickter Schnelldurchlauf durch Shaws „Pygmalion“ und Andersens „Schneekönigin“ wirkt, einen Riss: Jamil wirkte als Fischer so glücklich und sympathisch, dass kaum nachvollziehbar ist, weshalb er als Prinz mit solcher Abscheu auf sein früheres Leben blickt. Erst durch seine Flucht verliert er jene Sympathiepunkte, die er bräuchte, damit wir bei Amirahs Rettungsaktion mitfiebern. Offenbar ist Jamil während seiner Verwandlung zu dem Schluss gekommen, dass das Leben der Reichen und Mächtigen dem der einfachen Menschen vorzuziehen sei. Das macht ihn traurig – wie den pädagogisch mitdenkenden Opernbesucher, der diese Theater-Botschaft womöglich unpassend findet. Doch während man sich von dem hochmotivierten Ensemble und der großen Spielfreude des zehnköpfigen Kammerorchester unter der Leitung von Wolf Tobias Maximilian Müller mitreißen lässt, werden derlei Vorbehalte zur Nebensache. Reichlich Applaus gab es bei der Premiere für alle Beteiligten.

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