Highlight / Kritik / Schauspiel

Die Blonde, die Brünette und die Rache …

Theater Ruhm im Theater im Zimmer
Die Blonde, die Brünette und die Rache der Rothaarigen

Wandlungsfähig: Mignon Remé in einer von sieben Rollen

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Bo Lahola

Das Blut auf dem Trenchcoat ist um ein paar Nuancen heller als die Haarfarbe der Trägerin: Die rothaarige Rhonda hat die Geliebte ihres Mannes auf dem Gewissen – glaubt sie. Zu dumm, dass sie die falsche Blondine erwischte. Schuld an dieser Verwechslung ist ihre Freundin und Nachbarin, die mit den braunen Haaren …

„Die Blonde, die Brünette und die Rache der Rothaarigen“ ist ein Drama des australischen Autors Robert Hewett. 2004 uraufgeführt, ist das Stück (auch in seiner deutschen Übersetzung) eine großartige Herausforderung für eine Solistin: In acht Monologen müssen sieben verschiedene Figuren charakterisiert werden. Neben der betrogenen Rhonda, die den Reigen eröffnet und beschließt, schildern ihre Freundin, der untreue Gatte, dessen Ärztin, seine Geliebte, ein kleiner Junge sowie eine alte Frau individuelle Perspektiven auf die dramatischen Ereignisse. Die acht Monologe setzen sich nach und nach wie Puzzleteile in den Köpfen der Zuschauer zusammen. Doch so ganz eindeutig passt da kein Bruchstück ans andere, letzten Endes haben alle Beteiligten ihre eigene Wahrnehmung – und eine eigene Wahrheit.

Die Hamburger Schauspielerin Mignon Remé lässt das Publikum an den meisten ihrer Verwandlungen teilhaben. Souverän überzeugt sie in jeder Rolle, mit einer Ausnahme – der kleine Junge gerät zur Kinder-Karikatur.

Als Rhonda lässt sie siebzehneinhalb Ehejahre mit Graham im Schnelldurchgang Revue passieren. Ein Perückenwechsel initiiert den Rollenwechsel, und zusätzlich mit Kittel und Brille ausgestattet, mutiert die Darstellerin zur Ärztin, die gleich zweifach in die tragischen Ereignisse eingebunden ist: Graham ist ihr Patient, das Opfer ihre Lebenspartnerin. Die Ausmaße der dann folgenden Katastrophe erschließen sich erst im Verlauf des zweistündigen Abends. Remé versteht es bestens, die Balance zwischen Krimi-Spannung und unterhaltsamer Komödie aufrecht zu erhalten. Unter der Regie von Rolf-Mares-Preisträger Erik Schäffler ist eine sehenswerte One-Woman-Show entstanden, in der sich die Musik von Markus Voigt und Marcel Weinands Bühnenbild auf perfekte Weise zu einem wunderbaren großen Ganzen verbinden. Unbedingt anschauen!

Weitere Aufführungen: 22. & 23.2., 3.–6.4. jeweis 20 Uhr, 7.4. um 19 Uhr,
Theater im Zimmer, Alsterchaussee 30, Karten ab 35 Euro unter Tel. 44 88 44

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*